Yasamin (22) auf dem Dach ihres Hauses in Teheran.

«Lange Zeit glaubten Eltern im Iran, gute Mädchen würden nicht in der Öffentlichkeit tanzen.»  Shirin Abedi kehrt für eine Reportage über Ballerinas in ihre Heimat Teheran zurück.

Nach der Islamischen Revolution von 1979 wurde im Iran ein Tanzverbot erlassen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb fasziniert Shirin Abedi das Thema. Monatelang recherchiert sie. Aber anfangs traut sie sich nicht, zu fotografieren. Denn das Tanzen ist für junge Frauen im Iran auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. «Lange Zeit glaubten Eltern im Iran, gute Mädchen würden nicht öffentlich lachen oder tanzen», so die Fotografin. Aber mit der neuen Generation komme ein Umdenken in die Gesellschaft.

Eines Tages stößt sie auf den Instagram-Kanal der iranischen Ballettgruppe «Alternative Motion». Sie weiß, dass sie das Thema unbedingt fotografieren möchte. Daraus entsteht schließlich die Fotoserie «May I have this dance», die später mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet werden sollte, unter anderem mit dem Felix Schöller Award, dem Deutschen Jugendfotopreis und dem ProfiFoto New Talent Award.

Im Jahr 2021 macht Shirin ihren Abschluss in Hannover. Wenn sie auf ihr Studium zurückblickt, erinnert sie sich: «Die Dozent*innen haben mir viel für das ganze Leben beigebracht.» Erst das Studium habe sie wirklich zu sich selbst werden lassen. Ihre Fotografien werden im Stern, auf Zeit Online, und in brandeins veröffentlicht.

Die Gruppe „Alternative Motion“ probt für eine Aufführung, die später abgesagt wird. Iranische Medien verbreiteten kurz vor der Premiere ein Video von den Tanzproben. Dies löste scharfe Kritik aus.

Mojdeh teilt oft Videos von ihrem Tanz oder Training auf Instagram. Für sie ist das eine der wenigen Freuden, die sie hat. Zu ihrer Sicherheit hält sie ihr Konto privat – andere iranische Tänzerinnen wurden wegen ihrer Tanzvideos verhaftet.

«Wenn man mir das Tanzen wegnimmt, ist es, als würde man mir das Leben nehmen.» – Mojdeh (20) träumt davon, eine professionelle Balletttänzerin zu werden.

Yasamin (22) verbringt ihren Abend mit ihrem Freund an einem künstlichen See im Westen Teherans. In der Vergangenheit konnten Paare dafür von der Sittenpolizei verhaftet werden.

Nach Angaben der iranischen Medien sind diese Frauen eine winzige Minderheit.

«Ich musste viel mit meinen Eltern um meine Freiheit kämpfen.» Reyhaneh macht einen Spagat auf dem Sofa, während ihr Bruder sie kitzelt. Inzwischen bitten Reyhanehs Eltern sie sogar, bei Familienfeiern zu tanzen.

Reyhaneh sitzt nach einem langen Arbeitstag auf dem Boden der Teheraner U-Bahn.

Nach einer Yogastunde umarmt Reyhaneh ihre Freundin. Die beiden kennen sich schon seit der Mittelschule.

Reyhaneh unterrichtet mehrmals pro Woche und gibt ihr Einkommen wiederum für ihre eigenen Tanzstunden und Reisen aus.

Elham findet, dass Islam und Ballett keine Gegensätze sind. In ihrer eigenen Stadt fand sie keine gute Ballettlehrerin. Deshalb flog sie jeden Freitag mit dem Flugzeug nach Teheran, um Tanzunterricht zu nehmen. Um eine Ausbildung auf internationalem Niveau zu erhalten, reiste sie nach Armenien und Georgien.

Obwohl Yasamins Mutter praktizierende Muslimin ist, unterstützt sie ihre Tochter voll und ganz.

Das vielleicht Traurigste am Balletttanz im Iran ist, dass die Väter niemals die Aufführungen ihrer Töchter besuchen können.

Nona (18) studiert Chemie in Teheran, aber sie ist fest entschlossen, eine Karriere als Tänzerin einzuschlagen: «Bevor ich bei meinem letzten Auftritt auf die Bühne ging, wurde mir klar, dass dies alles ist, was ich in meinem Leben tun möchte», sagt sie.

Zwar gibt es im Iran Aufführungen mit Tanz und Gesang für Frauen. Allerdings gibt es keine Bilder von solchen Veranstaltungen: Alle Taschen werden am Eingang kontrolliert, Handys und Kameras müssen abgegeben werden.

Wir stehen dir für dein persönliches Anliegen gerne zur Verfügung. Aufgrund der Vielzahl von Anfragen bitten wir dich jedoch, zuerst in unseren FAQ zu schauen, ob deine Frage vielleicht schon einmal beantwortet wurde.

Hochschule Hannover
Fakultät III – Medien, Information und Design
Expo Plaza 2
D-30539 Hannover