Wut Macht Lust.

Der Female Photoclub zeigt bis zum 18. August 2024 eine Ausstellung mit zahlreichen Studentinnen und Absolventinnen aus Hannover.

Elf Fotografinnen der FEMALE PHOTOCLUB-Lokalgruppe Hannover präsentieren unter dem Titel «Wut Macht Lust» in der Galerie für Fotografie (GAF) aktuelle Arbeiten. Unter den Ausstellenden sind auch Absolventinnen und aktuelle Studierende der Hochschule Hannover. Die Fotografinnen beschäftigen sich in ihren Arbeiten mit Themen, die bei ihren männlichen Kollegen oft zu kurz kommen. Dazu zählen etwa politische, ökonomischen und körperliche Strukturen.

Die Absolventin Sofie Puttfarken thematisiert in ihrer Arbeit «Matrescence» die Transformation des eigenen Mutterwerdens. Sie erzählt in ihren Bildern von gesellschaftlichen Urteilen, Erwartungen und Verpflichtungen rund um die Idealisierung der Mutterrolle. Die Fotografin verarbeitet in ihren Fotos ambivalente Gefühle in der Elternschaft, die insbesondere Müttern selten zugestanden werden.

China Hopson visualisiert in »2er Pack« die Beziehung von Skater*innen zu ihrem Board. In einem der größten DIY Skateparks Europas, dem 2er in Hannover Linden, reihen sich auf dem Beton des Platzes Gefühle wie Rausch, Schwerelosigkeit und Glück im ständigen Fluss und Rhythmus der Bewegungen aneinander. Mit Träumen beruflicher Art beschäftigt sich Claudia Krahne in »You can be anything(?)« und wirft damit die Frage auf, ob Frauen in Deutschland heute nicht nur theoretisch sondern auch praktisch wirklich jede berufliche Laufbahn einschlagen können. Dabei porträtiert sie Frauen, die in ihren jeweiligen Branchen immer noch eine Seltenheit darstellen.
Leonardo Meano, 16, ist katholisch erzogener Schüler und Fahnenschwinger im piemontesischen Avigliana. Er bewundert Männer, die stark und hilfsbereit sind. Ein "Principe Azzurro" ist für Meano ein gutaussehender Anführer, dem man vertrauen kann. Er findet, Männer seien bessere Maurer als Tänzer und Frauen bessere Tänzerinnen als Maurerinnen. Früher wäre der Druck auf sein Geschlecht immer hoch gewesen, weil Männer in der Gesellschaft höhergestellt waren. Nun sei der Druck genauso hoch, aber die Gesellschaft gäbe ihm das Gefühl, dass man als Mann nichts mehr wert sei. Mannsein habe ihn bisher aber noch nie limitiert im Leben.
Ein gynäkologischer Stuhl aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, mit Lederriemen zur Fixierung der Beine der Patientinnen, bietet einen Einblick in die gewaltvolle Vergangenheit der Gynäkologie. Heute legen moderne Stühle mehr Wert auf die Ergonomie der Patientinnen. In ihrer Arbeit „Der Dieb der Weiblichkeit“ untersucht Amelie Sachs die Lebenserfahrung Betroffener des Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) und verknüpft diese mit dem strukturell männlich geprägten Blick in der Gynäkologie.



Auch Amelie Sachs hinterfragt für ihr Projekt «Der Dieb der Weiblichkeit» bestehende Geschlechterstereotype. Mit diesem fotografischen Essay machte Amelie Sachs vor einem Jahr ihren Bachelor an der Hochschule Hannover. Darin arbeitet sie mit ihren Protagonist*innen zusammen, um deren gelebte Erfahrungen mit der endokrinen Störung PCOS zu visualisieren. Sie kritisiert unter anderem die strukturell patriarchal dominierende Sichtweise in der Gynäkologie.

Dagegen stehen die jungen iranischen Tänzerinnen aus Shirin Abedis Langzeitprojekt «May I Have This Dance?» für Selbstbestimmung und Freiheit ein. Die Tanzgruppe tanzt weiter, obwohl seit dem Jahr 1979 sinnlicher Tanz in der iranischen Öffentlichkeit verboten ist.

In «Von Freud und Leid des Principe Azzurro» geht die Absolventin Franziska Gilli der Frage nach, wie sehr die Männer in ihrer Heimat Italien von stereotypen Geschlechterrollen profitieren und inwiefern sie auch darunter leiden. Die Mutter ist in Italien eine Ikone, gleichzeitig bringt im Land der Kavaliere und Charmeure rund alle drei Tage ein Mann seine Frau oder Ex-Frau um.

China Hopson visualisiert in «2er Pack» die Beziehung von Skaterinnen zu ihrem Board. In einem der größten DIY Skateparks Europas, dem 2er in Hannover Linden, reihen sich auf dem Beton des Platzes Gefühle wie Rausch, Schwerelosigkeit und Glück im ständigen Fluss und Rhythmus der Bewegungen aneinander.

Tehran, Mai 2019. Alternative Motion Group probt für eine Show über „Arash der Bogenschütze“, eine Figur aus der iranischen Mythologie. Die Show wurde kurz vor ihrer Premiere abgesagt weil DANA News, ein iranisches Medium, ein geleaktes Video der Probe veröffentlichte. Zu viel öffentliche Aufmerksamkeit kann für die Tänzerinnen und Tänzer Probleme mit sich bringen. Bei den Proben in öffentlichen iranischen Einrichtungen müssen Frauen weite, lange und dunkle Kleidung tragen.
Tree Upside Down from "All I Remember" by Annika Weertz
Leona Ohsiek



Die Studentin Annika Weertz nähert sich wiederum mit ihrer Arbeit «All I Remember» der Scheidung ihrer Eltern fotografisch an. Sie möchte herausfinden, ob sich das Erlebnis aus ihrer Kindheit, der emotionale Bruch, in der Gegenwart abbilden und durch die Fotografie greifbar machen lässt. Parallel dazu legt Leona Ohsiek mit «Splitted» ihren Fokus auf Konflikte zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern.

Der Female Photoclub wurde 2017 von den Fotografinnen Nora Tabel und Laura Morgenstern als kleiner Fotografinnen-Stammtisch in Berlin initiiert. Seit 2020 ist er ein eingetragener Verein für Personen, die sich als weiblich, inter, nicht-binär, trans oder agender definieren und professionell in der journalistischen, künstlerischen oder kommerziellen Fotografie tätig sind. Aktuell zählt der Club nach eigenen Angaben etwa 500 Mitglieder, die sich in neun Städten und Regionen in ganz Deutschland organisieren. Der Female Photoclub hat es sich zum Ziel gesetzt, die Sichtbarkeit ihrer Mitglieder zu erhöhen. Außerdem möchte er sich für mehr Gleichberechtigung in der Branche einsetzen und insbesondere auf Missstände wie Honorarungleichheit und mangelnde Repräsentanz aufmerksam zu machen. Die Ausstellung «WUT MACHT LUST» wurde kuratorisch von Cale Garrido begleitet, die auch an der Hochschule Hannover in der internationalen Klasse unterrichtet.


Ort: Galerie für Fotografie in der Eisfabrik (GAF),
Seilerstraße 15d,
30171 Hannover

Ausstellungseröffnung am Mittwoch, den 17. Juli, 19:00 Uhr

Ausstellung vom 18. Juli bis 18. August 2024, Do. – So. 12 bis 18 Uhr geöffnet

Der Eintritt ist frei.

Rahmenprogramm

19.07.2024, 19:00 Uhr, GAF: Podiumsdiskussion
Eine Frage der Perspektive — Chancengleichheit und Repräsentation in der Fotobranche mit Shirin Abedi, Arzu Sandal, Anna Spindelndreier und Ann-Kristin Ziegler

Moderation: Sofie Puttfarken

24.07.2024, 19:00 Uhr, GAF: Künstlerinnengespräch
Long-term Storytelling mit Shirin Abedi und Sitara Thalia Ambrosio

Moderation: Sofie Puttfarken

02.08.24, 19:00 Uhr, PLATZprojekt e.V./Aquarium: Vernetzungstreffen Kreativbranche Hannover
Get-Together für alle Menschen aus Kunst und Kultur, insbesondere feministische Gruppen und FLINTA*-Vereine

Anmeldung bis zum 26.07.2024 unter programm.fpc@gmail.com

09.08.2024, 20:00 Uhr, Goethe Exil: Fotografie-Slideshow – FLINTA* Fotos
Stärkung der Sichtbarkeit von Fotograf*innen der Region Hannover

Ort: Goethe Exil, Goetheplatz 3a, 30169 Hannover
Einreichungen bis zum 21.07.2024 unter programm.fpc@gmail.com

13.08.24, 09:00-12:00 Uhr, GAF: Schulklassenführungen
Geführter Ausstellungsbesuch für Schüler*innen durch Simona Bednarek

Führungen jeweils um 09:00 Uhr, 10:00 Uhr, 11:00 Uhr und 12:00 Uhr
Anmeldung unter programm.fpc@gmail.com

14.08.2024, um 19:00 Uhr, GAF: Künstlerinnengespräch
«Weißt du, was ich meine?» – Persönliche Geschichten erzählen mit Sofie Puttfarken und Annika Weertz

Moderation: Prof. Dr. Karen Fromm



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