Edmund Clark

Foto: Flora Clark

Edmund Clarks Arbeiten beschäftigen sich mit historischen und politischen Themen sowie mit Fragen der Repräsentation, die über verschiedenste Verweise und Formate wie Fotografie, Video, Dokumente, gefundene Bilder und Installationen miteinander in Beziehung gesetzt werden. Clark hat sechs Bücher veröffentlicht und seine Werke in großen Einzelschauen im International Center of Photography Museum, New York, dem Imperial War Museum, London, und im Zephyr Raum für Fotografie, Mannheim, ausgestellt. Er hat mehrere Preise gewonnen, darunter die Hood Medal der Royal Photographic Society für herausragende Fotografie im Dienste der Öffentlichkeit, den International Photography Award des British Journal of Photography, gemeinsam mit Crofton Black den ICP Infinity Award sowie den Photo-Text Book Award des Fotofestivals Rencontres de la Photographie d’Arles.

Homepage
https://www.edmundclark.com

Info
Künstler

[IMAGE MATTERS]
Vortragender, Bildautor, Ausstellender

ABSTRACT

Aus dem Symposium/ Vortrag
image/con/text

Crofton Black/Edmund Clark, Negative Publicity, Cover, New York 2015.

Bending the Screen: Ekphrasis, das Offensichtliche und das innere Monster.

In seinem Buch Bending the Frame: Photojournalism, Documentary, and the Citizen fordert Prof. Fred Ritchin Bildproduzent*innen auf, in ihren Arbeiten innovative, alternative Wege zu beschreiten, um das Publikum einzubeziehen und idealerweise Wandel anzustoßen.


Bending the Screen ist eine Antwort auf diesen Aufruf bzw. eine Ergänzung dazu. Wie der Titel des Vortrags suggeriert, liegt der Fokus jedoch eher auf Überlegungen zu den screens, die Bildproduzent*innen und ihrem Publikum Informationen zu den von ihnen erkundeten Themen liefern. Bevor sie ihren Rahmen neu setzen, müssen Bildproduzent*innen die Darstellung dieser Themen erwägen und sich der Bilder und Texte bewusst werden, die in den Köpfen ihres Publikums präsent oder aber abwesend sind. Nur über die Reflexion der Nuancen der Informationsvermittlung (über Bilder, Texte und Bildtexte) und -aufnahme können Künstler*innen, Fotograf*innen und Aktivist*innen hoffen, Strategien zu entwickeln, welche Darstellung und sogar Handeln neu gestalten, hinterfragen und – idealerweise – beeinflussen.


Der Vortrag behandelt mein Interesse an der Visualität von Text in Beziehung zu Vorstellungen von Beweis, Abwesenheit und Verständnis, wobei auf vier Beispiele meiner Arbeit zurückgegriffen wird: Guantanamo: If the Light Goes Out, Orange Screen, Negative Publicity: Artefacts of Extraordinary Rendition und My Shadow’s Reflection. Er wird sich mit ungesehenen Prozessen sowie mit gegenwärtigen Konflikt- und Hafterfahrungen auseinandersetzen.


ABSTRACT

Buch/Ausstellung

Letters to Omar und Section 4 Part 20: One Day on a Saturday

Diese Arbeit umfasst eine Auswahl von Karten und Briefen, die der britische Gefangene Omar Deghayes während seiner sechs Jahre Gefangenschaft im US-Internierungslager Guantánamo Bay erhielt. Sie stammen von seiner Familie, besonders aber von Menschen auf der ganzen Welt, die Omar nie kennengelernt haben. Da jegliche Post auf gefährliche Stoffe gescannt, offiziell gestempelt, bearbeitet und kopiert wurde, erreichten Omar nie die Originale, sondern abstrahiertes, durch den bürokratischen Prozess neu geschaffenes Bildmaterial. Ob, wann und in welcher Form er seine Post bekam, wurde von seinem Vernehmungsbeamten kontrolliert.


In dem Video ›Section 4 Part 20: One Day on a Saturday‹ werden die idyllischen Motive der erhaltenen Postkarten von einer Tonspur begleitet, in der sich zwei Stimmen überlagern. Eine weibliche Stimme liest aus dem ›Camp Delta Standard Operating Procedures Manual‹ vor, einem ausführlichen Handbuch von Anweisungen für Lagerwachen, das durch die Enthüllungsplattform Wikileaks öffentlich wurde. Eine männliche Stimme liest Auszüge aus der Zeugenaussage eines Guantánamo-Gefangenen. Omar Deghayes wurde im Dezember 2007 ohne Anklageerhebung freigelassen.

Video, 7:37 Minuten 

Section 4 Part 20 entstand in Zusammenarbeit mit Anna Stevens.


ABSTRACT

Edmund Clark, from the series “ORANGE SCREEN” © Edmund Clark

Orange Screen: War of Images

Der britische Fotograf Edmund Clark untersucht die visuelle Sprache des globalen «Krieges gegen den Terror», der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 von der damaligen US-Regierung unter George W. Bush propagiert wurde. Indem Clark vertraute und weit verbreitete Bilder dieses Krieges in Worten beschreibt, sie aus ihrem Kontext löst und ihrer Visualität beraubt, verdeutlicht er, wie sehr diese Bilder in unser Gedächtnis eingebrannt sind und unser Verständnis dieses Konfliktes geprägt haben. Die Farbe Orange wurde Teil dieser Ikonografie, als 2002 Medienbilder der ersten, in orangefarbene Overalls gekleideten Gefangenen in Guantánamo Bay auftauchten. Seit 2014 wurde diese Bildsprache wiederum in ISIS-Propagandafilmen zitiert, in welchen die Gefangenen ebenfalls orangefarbene Kleidung trugen.

Video, 5:19 Minuten 

Orange Screen entstand in Zusammenarbeit mit Max Houghton.