Mit einer Fotostrecke zu rechter Gewalt:

 

Julius Schien gewinnt den VGH Fotopreis 2025

Karl Sidon, Parkwächter im Schlosspark Arnstadt, wird am 18. Januar 1993 von fünf jungen Neonazis brutal verprügelt und getötet. Die Gruppe im Alter von 11 bis 16 Jahren beschädigte zuvor im Schlosspark ein Gebäude. Als Karl Sidon das bemerkt, geht er ihnen nach und ermahnt sie. Daraufhin gehen die Jugendlichen auf Sidon los und schlagen auf ihn ein, bis er bewusstlos am Boden liegen bleibt. Im Anschluss schleifen sie ihn auf eine angrenzende, viel befahrene Straße, wo er schließlich von mehreren Autos überfahren wird. Noch am selben Abend erliegt Karl Sidon seinen Verletzungen. Karl Sidon, a security guard in the Arnstadt Park, is beaten and killed by five young neo-Nazis. The group, aged 11 to 16, previously damaged a building in the park. When Karl notices this, he goes after them and admonishes them. The teenagers then start attacking him and beat him up severely until he lies unconscious on the ground. Afterwards, they drag him on a busy street, where he is subsequently run over by several cars. That same evening, he succumbs to his injuries. Two of the attackers are sentenced to three years in prison.
Alexandra Rousi wird von ihrem Nachbarn in Paderborn getötet. Sie stirbt bei einem Brand, der aus rassistischen Motiven gelegt wurde. Dem Brandanschlag gehen monatelange rassistische Drohungen und Beleidigungen voraus. Der Täter wohnt im Erdgeschoss des Zweifamilienhauses und übergießt das gemeinsame Treppenhaus mit Benzin. Als Alexandra ihn aufzuhalten versucht, zündet er, während er weiterhin ausländerfeindliche Beleidigungen von sich gibt, ein Streichholz an. Sowohl Alexandra Rousi als auch der Täter gehen in Flammen auf – Rousi stirbt noch im Treppenhaus. Alexandra Rousi is killed by her neighbour in Paderborn. She dies in a fire that was set for racially motivated reasons. The attack was preceded by months of racist threats and insults. The perpetrator lives on the ground floor of the duplex house. He doused the stairwell with gasoline and when she tried to stop him, he lit a match while shouting slurs. Both Alexandra Rousi and the perpetrator go up in flames – Rousi dies in the stairwell. To this date, the case is not officially recognized as an act of right-wing violence.

Der Fotostudent Julius Schien gewinnt mit seinem Projekt «Rechtes Land» den diesjährigen VGH Fotopreis, der seit 2008 jedes Jahr exklusiv unter den Studierenden des Studiengangs «Visual Journalism and Documentary Photography» der Hochschule Hannover vergeben wird.

Seit der deutschen Wiedervereinigung starben in Deutschland über 200 Menschen durch rechte Gewalt. Konfrontiert mit der anhaltenden Präsenz von Rechtsextremismus in Deutschland, hat Julius Schien begonnen, alle Tatorte rechter Gewalt zu dokumentieren. Er legt mit «Rechtes Land» einen bisher einzigartigen visuellen Katalog dieser Tatorte vor. Seine fotografische Arbeit rückt die Orte, an denen die Taten stattgefunden haben, wie leere Bühnen in den Vordergrund. Die
menschenleeren Großformatfotografien werden von Texten und Dokumentationsmaterialien begleitet, die die Geschichten von mittlerweile mehr als 200 Schicksalen erzählen. «Das wachsende Archiv dient als eindringlicher Index rechtsextremer Gewalt und fordert uns auf, zu erinnern, zu reflektieren und Widerstand zu leisten. In die Zukunft zu blicken bedeutet, seine Vergangenheit anzuerkennen – und ein Zeichen gegen Hass zu setzen», wie Julius Schien sagt.

Die hochkarätig besetzte Jury des diesjährigen VGH Fotopreises votierte einstimmig für Julius Schiens Arbeit. «Die Idee, einen visuellen Katalog aller Tatorte rechtsextremer Verbrechen der Nachwendezeit in Deutschland zu erstellen, haben uns ebenso wie Julius Schiens visuelle Umsetzung absolut überzeugt. Die abgebildeten Straßenecken oder Uferpromenaden kommen uns bekannt vor. Sie stehen für die Banalität des Bösen, denn wir verstehen: Es könnte jeden an jedem Ort treffen», resümiert Jurymitglied Barbara Stauss den Entscheidungsprozess.

Die Fachjury bestand in diesem Jahr aus Henner Flohr, Leiter der F.A.Z.- Bildredaktion; Lara Huck, Bildredaktion DIE ZEIT; Nicole Neumann, Bildredaktion DER SPIEGEL; Guido Schmidtke, Senior Photo Editor STERN, Hannah Schuh, Visual Director ART– Das Kunstmagazin; Barbara Stauss, Studio Stauss und Reporter ohne Grenzen, und einer Vertreterin der VGH.

Julius Schien (1992) studiert «Visual Journalism and Documentary Photography» in Hannover, wo er auch lebt und arbeitet. In seiner Fotografie sucht er vor allem nach Antworten auf die Frage, was es bedeutet, sich im 21. Jahrhundert mit dem politischen Erbe Deutschlands und der rechten Kontinuität des Landes auseinanderzusetzen. Dabei zielt er darauf ab, längst vergessene Geschichten rechter Gewalt, die unter der Oberfläche der Alltäglichkeit liegen, in nüchtern anmutenden Landschafts- und Stadtportraits herauszuarbeiten. Seine Arbeiten entstehen auf analogem Großformat. Julius Schien ist ausgewählter Künstler der Triennale der Photographie in Hamburg für die europäische Fotografinnen-Plattform FUTURES.

Der Fotopreis der VGH Versicherungen ist mit 10.000 Euro bundesweit eine der höchstdotierten Auszeichnungen im Bereich Fotografie. Mit ihrer exklusiven Förderung unterstützen die VGH Versicherungen den international renommierten Studiengang «Visual Journalism and Documentary Photography» der Hochschule Hannover (HsH), der über einen deutschlandweit einmaligen Schwerpunkt im Bereich des visuellen Journalismus und der Dokumentarfotografie verfügt. Ausgehend von den Medien Fotografie und Video vermittelt der Studiengang multidisziplinäre visuelle Kompetenzen. Im Fokus stehen dabei journalistische und dokumentarische Erzählweisen.

Preisträger VGH Förderpreis

Erstmalig in diesem Jahr wurde parallel zum VGH Fotopreis der mit 2.000 Euro dotierte VGH Förderpreis vergeben. Mit ihm wird die Fortsetzung eines fotografischen Projektes finanziell und durch ein begleitendes Mentoring unterstützt.

Preisträger des VGH Förderpreises 2025 ist Serghei Duve, der mit seiner begonnenen Arbeit über die Stadt Wolfsburg überzeugte.

Foto: Sergehi Duve

Serghei Duve wurde 1999 in Chișinău, Moldawien, geboren. Als er ein Jahr alt war, zogen seine Eltern mit ihm nach Deutschland. Sein Interesse an der Fotografie begann im Alter von zehn Jahren, als er seine erste Kamera zum Geburtstag geschenkt bekam. Im Jahr 2021 begann er sein Studium «Visual Journalism and Documentary Photography» an der Hochschule Hannover. Von Herbst 2024 bis Frühjahr 2025 studierte er im Ausland an der KASK School of Arts in Gent, Belgien. Serghei Duves Projekte beschäftigen sich mit Themen, die die verschiedenen Formen und Bedingungen des menschlichen Lebens untersuchen.

«Wir danken den VGH Versicherungen für die langfristige, nachhaltige und vertrauensvolle Zusammenarbeit und freuen uns sehr über die neu geschaffene Möglichkeit, mit dem VGH Förderpreis die Fortsetzung vielversprechender Projekte zu unterstützen. Gemeinsam mit den VGH Versicherungen können wir ein großartiges Forum für die Dokumentarfotografie in Hannover schaffen», sagt Prof. Dr. Karen Fromm, Professorin des Studiengangs «Visual Journalism and Documentary Photography».

Mit der Verleihung des Preises ist eine Ausstellung der Preisträgerarbeit sowie der Finalistinnen des Juryprozesses in der GAF – Galerie für Fotografie verbunden. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 3. Dezember 2025, um 19 Uhr in den Räumen der GAF – Galerie für Fotografie in Hannover statt. Die Ausstellung wird vom 4. Dezember 2025 bis 11. Januar 2026 gezeigt. Die hohe Qualität und die Vielfalt der studentischen Projekte überzeugten die diesjährige Jury. Neben den Preisträgern des VGH Fotopreises und des VGH Förderpreises erhielten als Finalistinnen des Juryprozesses Armina Ahmadinia, Noemi Ehrat, Markus Heft und Jasper Hill eine lobende Erwähnung.

Finalist*innen 2025:

Armina Ahmadinia «Mein Haus ist wolkig»

Noemi Ehrat «The Abortion Plot»

Markus Heft «Für uns geträumt»

Jasper Hill «Im Land der weißen Berge»

Carlotta Steinkamp – DEUTSCHLAND, HANNOVER, 29.09.2025: Jurysitzung VGH Fotopreis – Die Juror*innen Guido Schmidtke (stern), Lara Huck (DIE ZEIT), Hannah Schuh (ART – Das Kunstmagazin), Henner Flohr (FAZ), Nicole Neumann (Der Spiegel), Barbara Stauss (Studio Stauss / Reporter ohne Grenzen) und Alexandra Bartsch sehen sich die eingereichten Arbeiten des Studiengangs Visual Journalism & Documentary Photography an. Dekanin Karen Fromm und Studiengangskoordinator Tobias Eineder führen durch den Tag.
Carlotta Steinkamp – DEUTSCHLAND, HANNOVER, 29.09.2025: Jurysitzung VGH Fotopreis – Die Juror*innen Guido Schmidtke (stern), Lara Huck (DIE ZEIT), Hannah Schuh (ART – Das Kunstmagazin), Henner Flohr (FAZ), Nicole Neumann (Der Spiegel), Barbara Stauss (Studio Stauss / Reporter ohne Grenzen) und Alexandra Bartsch sehen sich die eingereichten Arbeiten des Studiengangs Visual Journalism & Documentary Photography an. Dekanin Karen Fromm und Studiengangskoordinator Tobias Eineder führen durch den Tag.
Carlotta Steinkamp – DEUTSCHLAND, HANNOVER, 29.09.2025: Jurysitzung VGH Fotopreis – Die Juror*innen Guido Schmidtke (stern), Lara Huck (DIE ZEIT), Hannah Schuh (ART – Das Kunstmagazin), Henner Flohr (FAZ), Nicole Neumann (Der Spiegel), Barbara Stauss (Studio Stauss / Reporter ohne Grenzen) und Alexandra Bartsch sehen sich die eingereichten Arbeiten des Studiengangs Visual Journalism & Documentary Photography an.

Termine:

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung
3. Dezember 2025, 19 Uhr

Ausstellung
4. Dezember 2025 bis 11. Januar 2026

Ort
GAF – Galerie für Fotografie Eisfabrik,
Seilerstraße 15d Hannover 30171

Die Galerie ist donnerstags bis sonntags geöffnet, von 12 bis 18 Uhr.

Weitere Informationen zum VGH Fotopreis finden sich hier.



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