Prof. em. Fred Ritchin

Foto: Ports Bishop

Fred Ritchin ist emeritierter Dekan der fotografischen Ausbildungsstätte am International Center of Photography (ICP). Er hat u.a. die Bücher In Our Own Image: The Coming Revolution in Photography, After Photography und Bending the Frame: Photojournalism, Documentary, and the Citizen veröffentlicht. Er war Bildredakteur des New York Times Magazine, Gründungsdirektor von PixelPress und Professor für Fotografie und Bildgebende Verfahren an der New York University. Neben einer breit gefächerten Tätigkeit als Dozent und Kurator lehrt Ritchin am ICP und in der Magnum Foundation zu Fotografie, sozialer Gerechtigkeit und Menschenrechten. Seine Arbeit wurde für den Pulitzerpreis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ nominiert und von der National Press Photographers’ Association sein Beitrag zur Ethik honoriert.

Info
Professorfür Fotografie

[IMAGE MATTERS]
Autor, Vortragender

ABSTRACT

Aus dem Panel
image/con/text – Layered Contexts

Collectif Obvious, Portrait of Edmond de Belamy, 2018, 70,0 x 70,0 cm. Dieses Gemälde des französischen Kollektivs Obvious wurde durch einen Algorithmus angefertigt (und unterzeichnet). Es wurde kürzlich durch das Auktionshaus Christie’s für 432,500 $ verkauft.

Bild/Text – Bild/Hypertext

Worte beeinflussen Bilder, Bilder beeinflussen die mit ihnen assoziierten Worte. In der konventionellen Beziehung zwischen Foto und Bildunterschrift führen die Wörter oftmals eine Art Quantenkollaps herbei, in dessen Verlauf bildinhärente Ambivalenzen auf eine bestimmte Bedeutung heruntergebrochen werden. Produktiver wäre eine Beziehung zwischen Foto und Text, die beiden Medien eine eigene Stimme zugesteht, welche die jeweils andere verstärkt (und manchmal einen Gegensatz bildet). Die nicht lineare Erzählung in Hypertext und Hypermedien fördert eine oftmals spielerische Herangehensweise, welche die unterschiedlichen Bedeutungen von Text und Bild, je nach ihrer Position in der jeweiligen Sequenz, herausstellt. Fotografien können mittels image-mapping mit Verweisen versehen werden, sodass bestimmte Bildbereiche einen Erzählstrang einleiten, während andere Leser*innen in eine neue Richtung führen. Noch grenzüberschreitender gedacht, lässt sich der Code von Bildern (oder Texten) auch in anderen medialen Formen ausgeben, etwa als Musik. Leser*innen haben dabei größere oder geringere Möglichkeiten der Mitarbeit bei der Bedeutungsbestimmung.

ABSTRACT

Buch/Veranstaltung
images in conflict – Wie den Bildern Wirksamkeit verleihen?

Das Paradigma zerlegen

Welche visuellen Kommunikationsstrategien können in einer von gesellschaftlichen Brüchen zerrissenen, globalisierten Welt dazu beitragen, entstandene Lücken zu füllen und die Gesellschaft voranzubringen? Angesichts des Wandels gesellschaftlicher Dynamiken und der Transformationen, denen die Produktion und Rezeption von Bildern, insbesondere in einem digital geprägten Umfeld, unterliegen, erweist sich ein ungebrochenes Vertrauen auf Formen des 20. Jahrhunderts als unzureichend und irreführend. Wie können wir, im gleichzeitigen Bewusstsein des enormen, ebenso nutzbringenden wie destruktiven Potenzials digitaler Medien, einen kohärenten und fruchtbaren Paradigmenwechsel herbeiführen? Welche Rolle spielen dabei Fachleute oder ernsthafte Amateure? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Subjekt, Rezipient*in und Fotograf*in innerhalb dieses Prozesses noch enger werden? Wie kann Fotografie als proaktives, auf das Verhindern bzw. Minimieren von Katastrophen hinwirkendes Medium anstatt als reaktives, auftretende Katastrophen abwartendes Medium gedacht werden? Wie kann das steigende technische Vermögen, die Trägermedien Fotografie, Video und Ton zu verbinden und zu synthetisieren, Kommunikation stören und eine Bedrohung für Demokratien darstellen? Wie kann man darauf angemessen reagieren? Schlussendlich: Wo stehen wir in Bezug auf unsere Nutzung visueller Medien und wo wollen wir hin?