Grenzen zeigen.
Selma ist Türsteherin. Unter der Woche arbeitet sie als Erzieherin in der Kita, in den Nächten am Wochenende sorgt sie für die Sicherheit im Club.
«Man hat eigentlich keine Sicherheit als Frau im Club», sagt Selma. Sie spricht ruhig, aber bestimmt. Wer sie sieht, wie sie Gäste empfängt, Taschen kontrolliert und höflich aber konsequent Regeln durchsetzt, versteht schnell: Diese Frau weiß, was sie tut – und wo ihre Grenzen liegen.
Selma ist seit 1999 im Sicherheitsdienst tätig. Mit 18 wurde sie gefragt, ob sie sich den Job zutraut. «Ich habe viel Kampfsport gemacht – und ja, ich habe es mir zugetraut.» Heute arbeitet sie unter der Woche in einer Kita, an den Wochenenden steht sie an der Tür eines Clubs. Zwei Welten, die sich für sie nicht ausschließen. Im Gegenteil.
«Gerade als Frau wird man nicht immer ernst genommen», sagt sie. «Aber man muss seine Grenzen klar zeigen.» Die Clubtür ist nicht nur Eingang zur Nacht, sondern auch Schauplatz von Konflikten, Grenzüberschreitungen – und manchmal existenziellen Erfahrungen. «Einmal ist ein Mensch auf der Tanzfläche gestorben. Ich hatte ihn kurz vorher noch tanzen gesehen.» Für Selma war das ein Einschnitt. «Man braucht innere Stärke, um zu sagen: Ich habe mein Bestes gegeben – und mehr ging einfach nicht.»
Gerade als Frau wird man nicht immer ernst genommen.
Wenn es eskaliert, begegnet sie Streitenden mit Ruhe. «Keine Angst zu zeigen, ist wichtig. Wer ruhig bleibt, kriegt mehr deeskaliert als jemand, der laut reinpoltert.» Dabei sind es oft die kleinen Sätze, die hängen bleiben. «Sie riechen gut, die Herren», sagt sie zu zwei Clubbesuchern – mit einem Lächeln, das zugleich klar macht: Die Regeln gelten trotzdem.
Der Job ist belastend. Und trotzdem kann sie nicht loslassen. «Ich habe schon tausendmal überlegt aufzuhören», sagt sie. «Aber so ganz von mir lassen – das kann ich nicht.»