Harun Farocki
Am 9. Januar 1944 wurde Harun Farocki in Nový Jicin (Neutitschein) geboren, gelegen in dem damals von den Deutschen annektierten Teil der Tschechoslowakei. 1966 – 1968 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (West). 1966 Heirat mit Ursula Lefkes. 1968 Geburt der Töchter Annabel Lee und Larissa Lu. 1974 – 1984 Autor und Redakteur der Zeitschrift Filmkritik , München. 1998 – 1999 Speaking about Godard / Von Godard sprechen, New York / Berlin. (Zusammen mit Kaja Silverman). 1993 – 1999visiting professor an der University of California, Berkeley. 2001 Heirat mit Antje Ehmann. Seit1966 über 100 Produktionen für Fernsehen oder Kino: Kinderfernsehen, Dokumentarfilme, Essayfilme, Storyfilme. Seit 1996 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen in Museen und Galerien. 2007 mit Deep Play Teilnahme an der documenta 12. Seit 2004 Gastprofessor, von 2006 – 2011 ordentlicher Professor an der Akademie für Bildende Künste, Wien. 2011 –2014 Projekt Eine Einstellung zur Arbeit, mit Antje Ehmann. 30. Juli 2014 gestorben bei Berlin.
Homepage
http://www.harunfarocki.de/home.html
Harun Farocki Institute
https://www.harun-farocki-institut.org/en/
Info
Künstler
[IMAGE MATTERS]
Ausstellender
ABSTRACT
Ausstellung
ERNSTE SPIELE Teil 1/4: Watson ist hin
Mit Wirksamkeit und Omnipräsenz von Bildmaterial in Krisensituationen setzte sich der Filmemacher und Künstler Harun Farocki auseinander. Seine Videoarbeit ›Ernste Spiele‹ beleuchtet die Verwendung von Computerspiel-Technologien zur Ausbildung amerikanischer Soldaten – sowohl zur Vorbereitung auf den Kriegseinsatz als auch zur Behandlung traumatisierender Erlebnisse. In ›Watson ist hin‹ bereiten sich vier Marines auf einem Stützpunkt der Marine in 29 Palms, Kalifornien auf den Ernstfall vor. An Computern sitzend simulieren sie die Fahrt in einem Panzerfahrzeug durch afghanisches Gelände. Die animierte Computer-Landschaft geht auf die geografischen Daten Afghanistans zurück und erlaubt somit eine detaillierte Geländeausbildung und Strategieübung. Der Ausbilder platziert Sprengsätze und setzt im Gelände ›Aufständische‹ aus. Watson, der Bordschütze des Panzerfahrzeugs, wird von einem Heckenschützen getroffen und überlebt den Einsatz nicht.
ABSTRACT
Ausstellung
ERNSTE SPIELE Teil 3/4: Immersion
Im dritten Teil von ›Ernste Spiele‹ geht es um den Realitätseffekt von Computerspielen. Im Madigan Army Medical Center in Fort Lewis wird Psychologen der US-Air Force während eines Workshops das Computer-Animations-Programm ›Virtual Iraq‹ erklärt, welches bei der Behandlung kriegsbedingter Traumata zum Einsatz kommen soll. Während der Patient sich virtuell ein zweites Mal durch die traumatische Ausgangssituation bewegt, kann die begleitende Therapeutin verschiedene Zwischenfälle, wie einen Hinterhalt oder eine Explosion, sowie entsprechende Geräusche auswählen. Durch die so genannte Immersion, das Eintauchen in die virtuelle Realität, sollen traumatisierte Patienten das Angst auslösende Schlüsselerlebnis durch das erneute Durchleben verarbeiten. Bei der Demonstration des Programms verkörpert einer der Therapeuten seine Rolle als Patient so überzeugend, als würde er von seiner eigenen Erfahrung berichten – und lässt so auch die Betrachter des Videos ›Immersion‹ in die medial geschaffene Situation eintauchen.