Petplay: Willkommen in der Wuffelzone
In Hundemasken zum Stammtisch, an der Leine zur Party – warum es für manche Menschen reizvoll ist, in Tierrollen zu schlüpfen. Von Stefan Nieland
«Pass bloß auf dich auf, Stefan, das sind Sadisten», warnt mich meine Oma, als ich ihr die ersten Bilder meiner Fotoarbeit über Petplay zeige. Sie hatte am Vortag Petplay gegoogelt und herausgefunden, dass der Begriff aus der BDSM-Szene stammt. «Es kann auch etwas ganz anderes sein», erklärt mir Toffi, ein Social-Petplayer und Vorstandsmitglied des Freie Wuffel e.V. aus Hannover. «Wir wollen einfach dem Alltag entkommen, abschalten, die gesellschaftlichen Normen und Zwänge ablegen, indem wir in eine komplett andere Rolle schlüpfen», so Toffi. Gemeint sei nicht die Rolle einer anderen menschlichen Figur, sondern die eines Tieres, das die ganzen Nöte, Ängste, Zwänge, Normen und Regeln gar nicht kennt, erläutert er.
Ich traf Toffi ein halbes Jahr zuvor in der U-Bahn-Station am Kröpcke. Er stand dort mit zwei weiteren Wuffeln in einer Ecke. Einer der drei Petplayer war angeleint. Alle trugen ihre Hundemasken, die sogenannten Hoods. Ich war nervös, als ich sie ansprach, um zu fragen, ob ich sie fotografieren dürfte. Zu meiner Überraschung stieß ich auf eine völlig aufgeschlossene Gruppe, die mich direkt einlud, deren Verein kennenzulernen. Bei ihrem Stammtisch, Geburtstagsfeiern oder einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt konnte ich einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Rollenspiele sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Ob Ritterspiele, Mittelaltermärkte oder Cosplay-Shows, wir alle wurden mit dem Thema schon einmal konfrontiert. Petplay wird oft stark sexualisiert und manche Petplayer fühlen sich missverstanden. Sie leben ihren Fetisch nicht unbedingt sexuell aus. «Ich lebe hier nach meinem persönlichen Ideal, vielseitig sein zu können. Ich glaube, jeder bei uns wünscht sich diesen Raum, in dem er sich nicht verstecken muss», erklärt Toffi seine Motivation.