Jeder Atemzug koordiniert
Synchronschwimmen verlangt Beweglichkeit, musikalisches Timing und Teamgeist unter extremen Bedingungen. Wie prägt diese kollektive Harmonie junge Wassersportlerinnen? Von Joshua Hummel, Michael Matthey, Carlotta Steinkamp (Text/Video) und Meline Bühler (Fotos)
Die Sonne scheint auf das Wasser des Nichtschwimmerbeckens des neu sanierten Misburger Schwimmbades, darin planschen, lachen und spielen Kinder – heute startet die Freibadsaison. Mitten im Wasserspaß eine Durchsage: «In zehn Minuten findet das Synchronschwimmen statt». Die Synchronschwimmerinnen konzentrieren sich, es wird wenig geredet. Ihr Outfit sitzt und die Haare sind gestylt. «Klitschen nennt man das», erklärt Zora, eine 15-jährige Schülerin aus Hannover.
Zora und ihre Teamkolleginnen vom SGS Hannover haben hart für diesen Moment trainiert. Synchronschwimmen, auch als künstlerisches Schwimmen bekannt, erfordert nicht nur Ausdauer und Kraft, sondern auch eine perfekte Abstimmung mit den Teammitgliedern. «Es ist wie ein Tanz im Wasser», erklärt die Trainerin Anna Kasterina, «nur dass wir keinen festen Boden unter den Füßen haben». Die Vorbereitungen für die heutige Show begannen schon vor Monaten. «Jede Bewegung muss sitzen, jeder Atemzug muss koordiniert sein», sagt Anna, eine der erfahrensten Schwimmerinnen im Team. «Wir trainieren bis zu fünf Mal die Woche, manchmal auch mehr, wenn ein wichtiger Wettkampf bevorsteht».
Im Freibad versammeln sich Eltern, Freunde und Badegäste um das 25-Meter-Becken, um die Vorführung zu sehen. Die Musik beginnt und die Schwimmerinnen nehmen ihre Positionen ein. Mit grazilen Bewegungen gleiten sie durch das Wasser, ihre Synchronität und Eleganz ziehen die Zuschauer in den Bann.
«Viele Leute wissen gar nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt», erzählt Zora. «Es ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch mental herausfordernd. Man muss ständig an so viele Dinge gleichzeitig denken: die Choreografie, die Musik, die anderen Schwimmerinnen.» Eine besondere Herausforderung ist das Atmen. Die Schwimmerinnen müssen lange Zeit unter Wasser bleiben und währenddessen komplexe Bewegungen ausführen. Sie tragen Nasenklammern, damit ihnen kein Wasser in die Nasen läuft und Performance beeinträchtigt. Jede Schwimmerin hat sich noch eine Ersatzklammer an den Schwimmanzug geklemmt.
Das Team des SGS Hannover hat in den vergangenen Jahren viele Erfolge erzielt. «Wir sind sehr stolz auf unsere Leistungen», sagt die Trainerin. «Aber es geht uns nicht nur um die Medaillen. Synchronschwimmen fördert Teamgeist, Disziplin und Ausdauer. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, junge Menschen zu stärken und ihnen wichtige Werte zu vermitteln».
Synchronschwimmen kombiniert Kraft und Eleganz. Die Schwimmerinnen müssen nicht nur über eine ausgezeichnete Kondition verfügen, sondern auch in der Lage sein, kraftvolle Hebefiguren und elegante Drehungen im Wasser auszuführen. Dies erfordert eine immense Körperspannung und eine präzise Kontrolle jeder Bewegung. Und Training, Training, Training.
Die Sonne scheint weiter, während die letzten Takte der Musik verklingen und die Schwimmerinnen aus dem Wasser steigen. Ihr Auftritt dauerte nur wenige Minuten, aber die Anstrengung steht den Schwimmerinnen ins Gesicht geschrieben. Der Applaus ist überwältigend.