Wo Marx nie war
Martin Albermann beschreibt in seiner Abschluss-Arbeit den Wandel der Stadt Chemnitz zwischen Aufbruch und Stillstand.
Zur Zeit der Industrialisierung galt Chemnitz wegen seiner vielen Schornsteine als das «sächsische Manchester». Die Menschen arbeiteten hart, technische Innovationen sorgten für überregionales Staunen. Doch im Wettrennen um Kunst, Kultur und städtisches Flair lagen meist Dresden und Leipzig vorn. Mit der Umbenennung in Karl-Marx-Stadt wollte die DDR-Führung dem ewigen dritten Platz ein Ende setzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein sozialistisches Vorbild gesucht und gefunden. Per Dekret wurde geklotzt und ein neues Stadtbild geschaffen. Mit der Wende kamen neue Herausforderungen. Industriezweige brachen weg, viele Menschen wurden arbeitslos, zogen fort. Rechte gewannen Räume für sich, Unsicherheit machte sich breit. Es dauerte, bis sich neue Chancen auftaten – Platz für Ideen gab es genug. 35 Jahre nach der Wiedervereinigung finden sich einige Antworten auf die Frage: Ist die Stadt zurück im Rennen? Als Kulturhauptstadt Europas 2025 versucht Chemnitz ein optimistisches Narrativ zu zeichnen, doch für manche Antworten braucht es wohl noch mehr Zeit. Martin Albermann beschreibt mit situativen Eindrücken und ruhigen Portraits eine Stadtgesellschaft und ihren Ort zwischen Aufbruch und Stillstand, zwischen Unkonventionellem und Tradition, zwischen heute und gestern.
Foto: Martin Albermann
Foto: Martin Albermann
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