Vom Versuch, den Wind zu fotografieren. Litauen hat die höchste Suizidrate in Europa. Hannes Jung untersucht in seiner Arbeit «How is Life?» die Hintergründe.
Text: Finn Winkler Fotos: Hannes Jung
In seiner Fotografie interessiert sich Hannes Jung schon länger dafür, wie Menschen mit Krisen im Leben umgehen. Als er für eine Recherche in Südkorea über eine Brücke geht, sieht er ein Schild, das dazu aufruft, sich nicht in den Tod zu stürzen. Wieder zu Hause ist, beginnt er zu dem Thema Suizid zu recherchieren.
Nach Litauen reist er mit einem Recherchestipendium der Bosch-Stiftung. Zusammen mit einem befreundeten Journalisten will er herausfinden, warum in dem baltischen Staat die Selbstmordrate seit Jahren mehr als doppelt so hoch ist als im EU-Durchschnitt. Nicht nur die Suche nach Protagonistinnen, auch der Umgang mit ihnen birgt Schwierigkeiten.
Hannes weiß, dass er die Leute auf keinen Fall durch seine Arbeit retraumatisieren möchte. «Wir mussten auf jeden Menschen individuell eingehen», erinnert er sich. Viele der Betroffenen sagen ihm, dass es trotz allem guttut, über ihre Erfahrungen sprechen zu können. Einige der Protagonistinnen freuen sich darüber, dass Hannes für die Reportage extra aus Deutschland angereist ist.
Der Tod ist ein abstraktes Thema. Ihn darzustellen, ist schwierig. Aber Hannes kommt zu dem Schluss: «Vielleicht kann der Wind nicht fotografiert werden. Aber Du kannst versuchen, seine Wirkung einzufangen, wie er das Meer und die Bäume bewegt und verändert.»
Die enstandene Arbeit «How is Life» wird unter anderem in Kopenhagen, Brüssel oder Perpignan ausgestellt. Mit dem Projekt geht er auch zu verschiedenen Bildredaktionen: Das ZEIT-Magazin schickt ihn daraufhin durch Deutschland, um Jazz-Musikerinnen in derselben besonderen Ästhetik zu fotografieren. Hannes Jung gewinnt mit dem Projekt den «n-ost Reportage-Preis» und den «Prix Mark Grosset», außerdem wird er beim «College Photographer of the Year» ausgezeichnet.
Wenn deine Gedanken darum kreisen, dir das Leben zu nehmen, bieten verschiedenen Organisationen Hilfe und Auswege an:
Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. Dort sind Mitarbeiter*innen rund um die Uhr erreichbar, mit ihnen können Sorgen und Ängste geteilt werden. Die Telefonseelsorge bietet auch einen Chat an.
Für Kinder und Jugendliche gibt es außerdem die „Nummer gegen Kummer“ – erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800/111 0 333. Eine Mailberatung für junge Menschen gibt es auch über die Website U25 Deutschland und über Jugendnotmail.
Hilfe – auch in türkischer Sprache – bietet das muslimische Seelsorge-Telefon „MuTeS“ unter 030/44 35 09 821. Die Mitarbeiter*innen dort sind 24 Stunden am Tag erreichbar.
Eine Übersicht weiterer Angebote hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention aufgelistet:
Wir stehen dir für dein persönliches Anliegen gerne zur Verfügung. Aufgrund der Vielzahl von Anfragen bitten wir dich jedoch, zuerst in unseren FAQ zu schauen, ob deine Frage vielleicht schon einmal beantwortet wurde.