Die Jagd polarisiert: Manche verstehen sie als eine Notwendigkeit, um geschädigte Ökosysteme zu stabilisieren. Für andere geht es beim Jagen nur um Trophäen, meint auch Felix Kaspar Rosić.
Hinter der Jagd steht ein kapitalistisches Prinzip: Nie zufrieden zu sein und immer mehr zu wollen. Die Trophäenjagd kann als Ausdruck des Egoismus des Menschen gesehen werden. Denn ein Teil der Jägerschaft praktiziert die Trophäenjagd als Hobby, das Fleisch ist gewissermaßen «Beifang». Die Mehrheit der Jäger*innen lehnt eine solche Praxis ab. Die meisten schätzen die Ruhe und das Miteinander mit den Tieren in der Natur. Das Ansitzen habe sogar eine ähnliche Wirkung wie die des Waldbadens. Trotzdem rücken grausame Jagdpraktiken, wie die Hetzjagd, den Jagdsport in ein schlechtes Licht.
Heutzutage können Jagdreisen nach Afrika gebucht werden, bei denen man bequem vom Hochsitz aus vorbestellte Tiere schießen kann. Viele Jäger*innen kritisieren diese kommerzialisierte Form der Jagd und bevorzugen eine waidgerechte Verbundenheit zum Tier.
Der größte Teil der Jägerschaft sieht die Jagd aus verschiedenen Gründen als notwendig an. In erster Linie, um den Bestand von Wildtieren zu regulieren. Die Regulierung ohne Töten wird als unmachbar angesehen: Der Mensch greife mittlerweile derart stark in die Lebensräume der Tiere ein, dass es «kein Zurück mehr» gebe. Außerdem sei das gewonnene Fleisch ein Nahrungsmittel von allerhöchster Qualität. Betont werden auch ethische Grundsätze, wie die Achtung vor dem Tier und das Vermeiden von Leiden.
Tierschutzverbände halten dagegen. «Der Wildtierbestand steigt nicht ohne Jagd» – das Gegenteil sei der Fall: Durch Jagd werden Wildtiere zwar dezimiert, vermehren sich aber auch schneller. Die Wildpopulation sorge eigentlich für ein Gleichgewicht, erst menschliche Einflüsse werfen komplizierte Lebenssysteme aus der Balance. Tierschützer*innen kritisieren auch die brutale Behandlung von Tieren bei der Jagd und den Trophäenkult. Sie bezweifeln, dass es dabei um Erinnerung und Wertschätzung geht.