Die perfekte Plattform für Populismus

Die Videoplattform TikTok wird als Plattform zur Verbreitung von politischen Inhalten immer beliebter. Doch nicht alle dort geteilten Videos entsprechen dem deutschen Grundgesetz. Von Milena Wustrow

Mit über 1,5 Milliarden Nutzer*innen weltweit ist die Plattform TikTok ideal, um viele Menschen auf einmal zu erreichen. Auch für das Verbreiten von politischen Inhalten. Doch nicht nur Parteien und Aktivist*innen posten Videos auf TikTok, auch rechtes Gedankengut wird dort geteilt. Es entstünden «krasse Nischen», welche die App wesentlich ausmachen, erklärt Lena Kuhn. Sie hat eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel «Rechtsextremismus auf TikTok» geschrieben. Durch einen ausgefeilten Algorithmus bekommen die Nutzer*innen Inhalte vorgeschlagen, die genau darauf zugeschnitten sind, die Zeit zu erhöhen, die sie auf der Plattform verbringen. Kuhn untersuchte, wie rechte Nutzer*innen TikTok nutzen und wie diese untereinander vernetzt sind.

Rechte Nutzer*innen setzen TikTok als Plattform ein, um ihren Zusammenhalt nach innen zu stärken, beschreibt Kuhn. Man könne davon ausgehen, dass die Kommunikation nicht zur Rekrutierung neuer Anhänger*innen diene. Da sich Videos auf TikTok auf Musik fokussieren, werden auch die rechten Inhalte mit Musik unterlegt. Dort werden Lieder von Rechtsrockbands hochgeladen und dann wird zu den Texten gelipsynched. Dazu gehöre auch Musik von verbotenen Bands, sagt Kuhn. «Es gibt keine Statement-Videos», es werden nur die Inhalte der Lieder indirekt vermittelt. In den Kommentaren finde mehr Austausch statt als über die Inhalte direkt. Der Ton in den Kommentaren sei härter, beschreibt Kuhn. Dort werden auch Parolen geschrieben und Meinungen ausgedrückt. Auch verbotene Symbole seien in diesen TikToks-Videos häufig zu sehen, unter anderem als Tattoos. Auch Volksverhetzendes sei zu finden.

Kuhn erklärt, dass diese Inhalte im Durchschnitt von 5.000 Leuten gesehen werden. Nutzer*innen, aus rechtsextremen Kreisen seien oft zwischen 30 und 50 Jahre alt und damit älter als der TikTok-Durchschnitt, welcher eher bei Teenagern und jungen Erwachsenen liegt.

Über die Community-Richtlinien habe TikTok verschiedene Sanktionsmöglichkeiten. Ferner setze TikTok neben Wort- und Bildfiltern auch echte Menschen als Moderator*innen ein. Meist werden aber erst Inhalte gelöscht, wenn andere Nutzer*innen diese der App gemeldet hätten, wozu diese erstmal die «rechte Bubble» verlassen haben müssten.

Auch sprechen die Moderator*innen nicht immer deutsch und seien viel Stress ausgesetzt, weswegen die Entfernung von strafbaren Inhalten mehr als mangelhaft sei, erläutert Kuhn. TikTok ist als Plattform zur Verbreitung von rechten Inhalten noch nicht besonders bekannt. Da jedoch die Kommentare nicht reguliert werden, ist es laut Kuhn eine Plattform, die in Bezug auf die Vernetzung von rechtsextremen Nutzer*innen beobachtet werden muss.


Die Illustration wurde mit Adobe Firefly erstellt. Prompt: «Politisch rechte Ideale bei der Plattform TikTok, keine Schrift im Bild, dunkler Hintergrund»


Empfehlungen für dich: