Klein, aber kämpferisch
Im Corona-Quartier wurden die Wohnwagen des Zirkus Siola beschossen, die Artist*innen als «Dreckspack» beschimpft. Hat Siolas «klassische alteuropäische Zirkuskunst» keinen Platz in unserer Gesellschaft? Von Aaron Leithäuser

Die Corona-Pandemie bedeutete für die Artistenfamilie Frank das vorläufige Ende ihrer Zirkusträume. Gestrandet auf dem Sportplatz von Föhrste bei Alfeld, sahen sich Michael Frank und seine Mutter Emmi mit unerwarteten Hürden konfrontiert.
Am Anfang der Krise erfuhr die Familie Frank noch die Solidarität der örtlichen Bevölkerung. Doch mit der Zeit wandelte sich die Stimmung. Laut einem Bericht in der Alfelder Zeitung wurden die Wohnwagen des kleinen Zirkus in nächtlichen Attacken mehr als 40 Mal mit einem Luftgewehr beschossen. Die Franks lebten in Angst und Unsicherheit.
Auch die Tierhaltung sorgte für Kontroversen. Zum Zirkus Siola gehören Ponys, Hunde, Ziegen und Tauben. Kürzlich geriet die Familie ins Visier des Veterinäramts: Die Behörde monierte, dass die Zirkusziegen keine Ohrmarken trugen. Die 330 Euro Strafe muss die Familie in monatlichen Raten abstottern.
Doch die Franks geben nicht auf. Als Zirkusbetrieb erhalten sie keine Subventionen, sind auf Spenden angewiesen. Ihr neues Programm umfasst Artistik und Kleintierdressur, Clownerien, Jonglagenummern und Feuerschlucken.

Michael tritt hinter dem Vorhang der Manege hervor. Normalerweise gibt es dann Applaus vom Publikum. Aber während der Pandemie dürfen keine Gäste kommen.

Das Zirkuszelt bietet Platz für 40 Besucher*innen.


Emmi sitzt am Tisch in ihrem Anhänger und schaut auf ihre schmerzenden Füße. Weder sie noch ihr Sohn Michael sind krankenversichert.

Hund Fleckchen liegt in Emmis Anhänger vor dem Kamin und wärmt sich. Michael und Emmi bekommen immer mal wieder Brennholz als Spende geschenkt.

Michael zeigt ein altes Foto in die Kamera, auf dem er als Junge zusammen mit einem Freund zu sehen ist. Emmi und Michael haben einen Schuhkarton mit Dokumenten und einen Schuhkarton mit alten Fotos.

Michael demonstriert einen Trick, den er mit einer seiner Tauben einstudiert hat.


Emmi macht sich Sorgen, was passieren wird, wenn sie zu schwach wird, um Michael bei den Arbeiten zu helfen.

Fleckchen ist Emmis und Michaels Alarmanlage. Wenn sich jemand dem Zirkus nähert, fängt der Hund an zu bellen.

Michael in seinem Clowns-Kostüm vor dem Zirkuszelt.