Was hält uns (noch) in Deutschland?

Wie geht es denjenigen, gegen die sich der rechte Hass in Deutschland richtet? Können sie sich ihre Zukunft in Deutschland überhaupt noch vorstellen? Von Nele Cumart (Text) und Clara Schöttke  (Fotos)

Remigrationspläne der AfD. Bruch der Ampel-Koalition. «Abschiebetickets» in Briefkästen. Debatten um das Ende der Brandmauer. Frühe Bundestagswahlen. Wie geht es denjenigen, gegen die sich der rechte Hass in Deutschland richtet? Können sie sich ihre Zukunft in Deutschland überhaupt noch vorstellen? Während unserer Recherche haben wir 15 Deutsche mit Migrationsgeschichte getroffen, sie interviewt und fotografiert. Daraus ist ein journalistisches Projekt entstanden: «Was hält uns (noch) in Deutschland?» bietet einen differenzierten Einblick in ihre Lebensrealitäten. Gemeinsam ist ihnen allen: Der Rechtsruck wirkt sich unmittelbar auf ihren Alltag und ihre Zukunftspläne aus.

Im Folgenden stellen wir drei von ihnen vor.

Méï-Lià Sérélé Zoua

«Selbst die deutsche Staatsbürgerschaft scheint mir keine Absicherung mehr.»

Ein hochformatiges farbiges Portrait von Mai-Lia. In ihrem Interview erzählt sie, wie sie sich in Deutschland fühlt, und wie sie die Migrationsdebatte wahrnimmt.

Méï-Lià Sérélé Zouas Eltern entschieden sich nach der Geburt ihrer Tochter aus Deutschland nach Spanien auszuwandern: Zoua ist in Barcelona aufgewachsen. Zwischenzeitlich lebte sie als 10- Jährige drei Jahre lang mit ihrer Familie in Saudi-Arabien, zog danach jedoch zurück nach Barcelona. Nach ihrem Schulabschluss von der Deutschen Schule entschied sie sich, zum Studieren nach Deutschland zu ziehen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, nach deinem Abitur nach Deutschland zu gehen?

Ich wollte studieren und meine älteren Geschwister sind auch nach dem Abitur für ihr Studium nach Deutschland gegangen. Wir sprechen ja Deutsch als Muttersprache und ein Studium in Spanien kostet sehr viel mehr Geld als ein Studium in Deutschland: dort kostet ein Studium an staatlichen Universitäten locker 500 Euro im Monat. Da ist Deutschland die bessere Option. Jetzt bin ich seit 5 Jahren in Hannover und studiere nach einem Studiengangs-Wechsel Jura.

Mit einem deutschen Jurastudium kann man dann ja auch in erster Linie in Deutschland arbeiten. Heißt das, du siehst auch deine Zukunft in Deutschland?

Eigentlich war mein Plan schon, in den nächsten acht Jahren erstmal mein Jurastudium hier in Deutschland fertig zu machen. Aber nach der Europawahl und als kurz darauf die AfD zweitstärkste Kraft in Thüringen und Sachsen wurde, dachte ich mir: «Ich warte lieber die Bundestagswahlen ab und schaue dann weiter». Jetzt, wo die schon im Februar sind, wackeln meine Zukunfts-Pläne alle ein bisschen. Wenigstens habe ich die Option, in ein anderes Land zu gehen das haben schließlich auch nicht alle Menschen.


Wenigstens habe ich die Option, in ein anderes Land zu gehen

Gab es denn für dich einen Moment, an dem du das Gefühl hattest, in Deutschland verändert sich etwas?

Als die Black Lives Matter Bewegung durch den Tod von George Floyd in Deutschland wieder größer wurde, hat es sich hier kurz anders angefühlt als sonst. Doch in Bezug auf das tatsächliche Leben schwarzer Menschen hat sich meiner Meinung nach nichts nachhaltig verändert: Es gab eine Demo, alle sind hingerannt, haben gemerkt, dass es Schwarze in Deutschland gibt und es denen schlecht geht und dann ging der Alltag ganz normal weiter. Das war ein kleines Aufflammen und dann war es wieder vorbei. Das war schon enttäuschend. Auch parteipolitisch hat sich einiges verändert: Ich bin in letzter Zeit ziemlich enttäuscht. Früher war die Linie der deutschen Politik zumindest konstant – oder ich habe viele Dinge einfach nur hingenommen. Aber jetzt gerade ist es ein Maschinengewehrfeuer an schlimmen Ideen, die aus der Politik kommen. Wann ist das bloß passiert? Ich finde alles sehr chaotisch: Trump wieder Präsident, Ampel auseinander gebrochen, frühere Wahlen … Ich komme da nicht mehr hinterher.

Was hält dich (noch) in Deutschland?

Die Vorstellung, an einem Ort zu sein, an dem man sich richtig wohlfühlt und da auch ein wenig zu bleiben, finde ich gut. Das hatte ich so vor meinem Umzug nach Hannover noch nie. Mein Deutschlandbezug ist in erster Linie ein Hannover-Bezug. Mich halten Dinge in Hannover aber nicht wirklich in Deutschland. Hier habe ich meinen Partner, meine Freund*innen und mein Studium. Vor allem mein Studium hält mich hier. Aber wenn ich mein Studium hier zu Ende mache wer weiß, was dann in Deutschland los ist?


Vor allem mein Studium hält mich in Hannover

Was sind deine Befürchtungen?

Das klingt so übertrieben, aber wer weiß, ob ich nach meinem Studium in acht Jahren noch die Freiheit und das Recht habe, mich so frei durch die Welt zu bewegen, wie ich es derzeit kann. Ich habe aktiv den Gedanken – ich gehe lieber jetzt, bevor es irgendwann zu spät ist. Für mich fühlt sich alles so unsicher an, wie in einem Schwebezustand. Vor allem will ich die Situation jetzt nicht zu lange abwarten und beobachten. Sonst denke ich mir sicherlich in 10 Jahren: «Wär ich mal damals doch rechtzeitig gegangen.» All die Dinge, die rechte Parteien uns verbieten könnten, lassen sich ja bis ins Unendliche ausmalen. Ich bin Deutsche: Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft aber selbst das scheint mir keine Absicherung mehr. Früher war ich mir sicher, auf dem Papier habe ich als deutsche Staatsbürgerin diese und jene Rechte. Aber wer weiß, ob die AfD nicht einfach das Grundgesetz ändern würde, wenn sie die Macht dazu bekommen – dann ist auch mein deutscher Pass egal.

Was wünschst du dir für die Zukunft in Deutschland?

Ich wünsche mir ein AfD-Parteiverbot. Das ist zwar nicht die Lösung für alles, aber es wäre ein bisschen Ruhe und das Gefühl, gerade so die Kurve gekratzt zu haben. Ich wünsche mir Entnazifizierung aber dieses Mal bitte richtig!

Soukaina El Adak

«Grade, weil ich kein anderes Leben kenne, tut es so weh, immer beweisen zu müssen, deutsch genug» zu sein.»

Ein hochformatiges POrtrait von Soukaina. Ein Argument, warum sie in Deutschland bleiben will, ist um gegen die AFD zu halten. Gleichzeitig ist sie frustriert, und möchte gerne in einem anderen Land leben.

Soukaina El Adak (25) ist eine multidisziplinäre Künstlerin aus Kassel. Derzeit studiert El Adak Bildende Kunst und stellt parallel zu ihrem Studium bereits regelmäßig ihre eigenen Kunstwerke aus. Das Thema «Was hält uns (noch) in Deutschland?» verbindet sie in erster Linie mit Frust.

Woher kommt dein Frust? 

Mein Frust kommt daher, dass mir immer das Gefühl gegeben wird, ich würde hier nicht hergehören. Der Rassismus fängt schon im Kindergarten an und zieht sich dann weiter in alle anderen Aspekte meines Lebens. Der Frust kommt daher, dass man sich immer durchkämpfen muss: Immer ein bisschen mehr machen muss als Menschen, gegen die sich der Rassismus in Deutschland nicht richtet. Ich muss immer bereit sein, die richtigen Antworten auf die falschen Fragen zu geben, um von dem Gegenüber nicht in die falsche Schublade gesteckt zu werden. Oft sind das Aussagen von Menschen, die einfach aus Unwissenheit und Naivität getroffen werden. Trotzdem sammeln sich diese rassistischen Mikroaggressionen an und tun weh. Aber das sind Standard-Dinge, die alle Menschen in Deutschland kennen, die von anderen Menschen in der Gesellschaft nicht als «Deutsch» gesehen werden. Ich weiß, das klingt jetzt alles sehr negativ – aber so ist es nun mal. 

Gab es einen Zeitpunkt, an dem du das Gefühl hattest, in Deutschland würde sich etwas verändern? 

Es hat sich, glaube ich, nichts drastisch geändert, außer meiner Perspektive auf Deutschland und meinem Wissen über das System. Wobei: Seit Corona habe ich das Gefühl, dass Rassismus offener gezeigt wird. Dass Menschen sich öffentlich trauen zu sagen «Ich bin rechts und ich bin stolz darauf» – das bekomme ich erst seit knapp drei Jahren mit. Natürlich glaube ich, dass es solche Menschen auch schon vorher gab, aber ich selbst habe die nicht so offensichtlich erlebt, wie jetzt gerade. 

Was hat sich genau an deiner Perspektive über Deutschland verändert? 

Ich glaube, es ging bei mir nach meinem Schulabschluss damit los, dass ich dieses gesamte System, in dem wir hier leben, immer mehr angefangen habe zu hinterfragen: Wie kann es sein, dass wir in einer so privilegierten Situation leben und woher kommen diese Privilegien? Da stößt man schnell auf die Ausbeutung anderer Menschen und postkolonialen Strukturen. Ich habe mein Leben lang neben einer Kaserne gewohnt und nachts immer aus meinem Zimmerfenster gesehen, wie aus der Kaserne Panzer gefahren sind. Irgendwann habe ich dann gelernt, dass Deutschland viel Geld mit Waffenlieferungen verdient und wohin unsere Waffen überall gehen. All das frustriert und enttäuscht einen, wenn man gerade jung und naiv aus der Schule kommt. Zu lernen, dass die eigenen Privilegien auf dem Leiden anderer aufgebaut werden. Da ging es dann auch langsam los, dass ich mir überlegt habe, ob ich hier für immer leben will. 


Ich habe keine Kraft mehr, immer zu kämpfen. Der Stress als eine nicht weiße Person in Deutschland zu leben macht mich krank.

Denkst du denn darüber, nach Deutschland zu verlassen?

Ja – in letzter Zeit sogar sehr oft. Diese ganze Frustration entlädt sich in dem Gedanken «Ich will hier raus». Ich wünschte mir manchmal, ich hätte schon früher realisiert, dass es eine Option ist, hier wegzugehen. Das hätte meine Schulzeit zum Beispiel viel erträglicher gemacht. Aber die Idee, aus Deutschland wegzugehen, resultiert genau aus diesem Frust: Das ist keine Sache, die ich einfach so aus Spaß machen würde. Wenn es hier in Deutschland anders wäre, würde ich natürlich bleiben. Aber ich habe keine Lust, immer zu kämpfen. Das nimmt mir mentale Energie, die ich nicht mehr habe. Dieser Stress macht mich krank, der macht mich depressiv und der ist immer im Hintergrund präsent. Mein ganzes Leben lang muss ich mich hier darauf einstellen, dass das so bleibt. Ich habe das jetzt lange genug gemacht und bin alt genug, um Entscheidungen zu treffen. Ich bin so privilegiert, dass ich sagen kann: Ich gehe jetzt einfach. Also warum für meine Gesundheit nicht einfach diesen Schritt gehen?

Was hält dich (noch) in Deutschland?

Mein Studium zum einen, aber natürlich auch meine Familie und Freunde. An sich liebe ich es ja hier. Ich kenne nichts anderes als meine Straße, meine Hood, meine Schule – ich bin halt einfach Deutsch. Grade, weil ich kein anderes Leben kenne, tut es so weh, immer beweisen zu müssen, «deutsch genug» zu sein.  Aber auch der Mut fehlt mir noch ein bisschen, um wirklich zu gehen: Alle Menschen, mit denen ich mein Leben bisher verbracht habe, sind hier. Die Frage ist natürlich auch, wohin ich gehen würde. Ich könnte nach Marokko gehen – dort habe ich Familie, aber auch andere Länder in der Welt interessieren mich.

Was mich außerdem hier hält, ist der Widerstand gegen die AfD: Die AfD will ja ausdrücklich, dass wir gehen. Die verteilen ja inzwischen sogar Flugtickets an uns. Aber aus Prinzip denke ich mir da: Warum willst du mir sagen, wo ich hingehen soll?! Mein ganzes Umfeld redet gerade darüber. 

Was für Unterhaltungen sind das?

Ich habe letztens erst darüber nachgedacht, dass wir diese Unterhaltungen nicht ganz offen untereinander führen. Wir wissen nur, dass wir alle keine Kraft mehr haben, uns überhaupt darüber zu unterhalten. Ich finde, es ist okay und unser Recht, nicht so ernst darüber zu sprechen– aber ich finde es interessant, dass wir alle es ein wenig sarkastisch und mit Humor nehmen. Wir machen Memes und witzige TikTok-Videos darüber, erzählen Anekdoten und scherzen, dass die AfD uns mit ihren «One-Way-Tickets» einen Urlaub bezahlt. Man trinkt einfach einen Cay darauf und dann geht das Leben weiter. Aber tief in uns drin wissen wir, wie sehr wir gerade alle leiden.  


Auf der anderen Seite will ich nicht dem Druck der AfD nachgeben: Das hier ist mein Zuhause – wer sind die, mir zu sagen, wo ich hingehen soll?

Was wünschst du dir für die Zukunft in Deutschland?

Ich wünsche mir Integrationskultur. Eine richtige Integrationskultur, die Menschen zusammenbringt, hat Deutschland meiner Meinung nach zurzeit nicht. Ich wünsche mir, dass da richtig viel Geld reingepumpt wird in die Kunst und Kulturszene, damit Menschen zusammenkommen. Dass Menschen «gezwungenermaßen» gemeinsam zu Events gehen, auf denen alle gleich behandelt werden. Wie so ein Stadtteilkonzert, bei dem man nicht erstmal die Hälfte der Menschen ausschließt, weil sie keine 30 Euro Eintritt zahlen können. Ich habe in meinem Leben am meisten Wissen aus Kunst und Kultur gelernt: Ohne diesen Zugang – den ich mir selbst erkämpft habe – wäre ich jetzt sozial ganz woanders. Zugang zu Orten, an denen Kunst und Kultur stattfinden: das wünsche ich mir für Deutschland.  

Laurentine Edene

«Die AfD an sich beschäftigt mich gar nicht so sehr. Aber die Menschen, die die AfD wählen, beschäftigen mich jeden Tag.»

Ein hochformatiges Porträt von einer Person of Colour. Der Blick ist direkt in die Kamera gerichtet. Im Interview erzählt sie, wie sich ihr Gefühl zu Deutschland verändert hat.

Laurentine Edene (25) ist in Hannover aufgewachsen und macht derzeit ihren Master in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm. Nebenbei arbeitet sie als freie Journalistin. Die Frage danach, wie und ob sie ihre Zukunft weiterhin in Deutschland verbringen möchte, beschäftigt Edene regelmäßig. Auch mit ihrer Familie hat sie schon über das Thema gesprochen.

Gab es einen bestimmten Anlass, um mit deiner Familie darüber zu reden?

Als Migra-Person ist das halt ein Thema, mit dem man sich zwangsweise beschäftigen muss. Ein konkreter Anlass war auf jeden Fall das Geheimtreffen der AfD. Als das herauskam, saß ich mit meiner Mama und meinem Bruder beim Abendessen und wir haben überlegt, ob wir hierbleiben wollen. Erstrecht, als es hieß, sie wollen auch Menschen, die hier geboren wurden, abschieben. Dieser Hass auf uns war so schockierend: Ich meine, wir wissen alle, was die AfD so laut herausposaunt, aber das ist dann wenigstens öffentlich und transparent. Wenn die Leute dich dann auch noch so im Stillen hassen, dann wirkt das viel gefährlicher.

Ist die AfD ein Thema, das deinen Alltag beeinflusst?

Die AfD an sich beschäftigt mich gar nicht so sehr. Aber die Menschen, die die AfD wählen, beschäftigen mich jeden Tag. Zum Beispiel saß ich gestern in der Bahn und ein alter weißer Mann hat mich die ganze Zeit angestarrt. In einer anderen Welt würde ich einfach denken: «Keine Ahnung, warum er so guckt». Aber in dieser Welt denke ich direkt daran, dass er so guckt, weil ich schwarz bin, und daran, dass er ein AfD-Wähler sein könnte. So will ich eigentlich nicht denken. Ich will Menschen nicht mit Vorurteilen begegnen. Aber diese Angst hat sich so verselbständigt, dass ich es nicht ändern kann.

Gab es für dich einen Moment, wo du das Gefühl hattest, es hat sich etwas für dich in Deutschland verändert

Ich glaube am ehesten war das der Punkt, an dem ich ein Bewusstsein dafür bekommen habe, dass ich nicht weiß bin. Das war in der Grundschule. Seitdem bin ich ganz anders sensibilisiert, wenn es um Rassismus geht. Manche Menschen können ihren Migrationshintergrund verstecken. Schwarze Menschen können das nicht. Aber mein Umgang mit Rassismus hat sich in den letzten Jahren verändert. Ich lasse mich nicht mehr so einschüchtern wie früher.


Manche Menschen können ihren Migrationshintergrund verstecken. Schwarze Menschen können das nicht.

Nochmal zurück zu dem Gespräch mit deiner Familie: Zu welchem Entschluss seid ihr gekommen?

Also für meine Mutter ist klar, dass sie am liebsten, wenn sie älter ist, zurück nach Französisch- Guyana möchte. Das weiß sie schon länger. Aber sie ist dort ja auch aufgewachsen. Das ist für sie ihre Heimat.

Und du selbst?

Ich meine zu ihr aus Spaß: «Wenn alles schiefgeht, dann sehen wir uns dort». Schließlich ist Französisch-Guyana auch Europa, und ich könnte mir theoretisch vorstellen, dort zu leben. Aber an sich will ich hierbleiben. Deutschland ist mein Zuhause. Außerdem bin ich dankbar für mein Leben hier und die Freiheiten, die ich in Deutschland habe gerade als Frau. Aber ich will, Deutschland nicht immer mit Ländern vergleichen, in denen es schlimmer ist als hier. Denn es gibt genauso Länder, in denen es den Menschen noch besser geht als hier.

Was hält dich (noch) in Deutschland?

Ich habe noch die Hoffnung, dass alles besser wird. Weil ich denke, es gibt noch genug Menschen in Deutschland, die nicht dieses rechte Gedankengut haben und sich zusammenfinden können. Zusätzlich wird sich sowieso jeder in jeden verlieben, egal welche Herkunft man hat: Es wird immer mehr Kinder geben, die verschiedene Nationalitäten haben. Dieses Konstrukt von Herkunft wird dann immer weniger relevant sein. Das werde ich selbst vielleicht nicht mehr miterleben, aber eine andere Person in meiner Blutlinie ganz bestimmt.


Es wird immer mehr Kinder geben, die verschiedene Nationalitäten haben. Das Konstrukt der Herkunft wird irrelevant.

Was wünschst du dir für deine Zukunft in Deutschland?

Das sind so viele Dinge – ich muss sie in Kategorien einteilen. Als Frau wünsche ich mir, mich hier noch sicherer zu fühlen. In Bezug auf die Gefahr, die Männer immer noch für uns darstellen, aber auch in Bezug darauf, Dinge tun zu können, ohne dafür verurteilt zu werden. Als junge, schwarze Person wünsche ich mir, dass man sich nicht immer so oft beweisen muss, bevor man ernst genommen wird. Ich wünsche mir den gleichen Vertrauensvorschuss und Respekt, den Weiße mit demselben Lebenslauf wie meinem sowieso immer bekommen! Und so schnulzig wie das auch klingt: Ich wünsche mir, dass wir alle zusammenkommen können. Hautfarbe, Nationalität und Herkunft sind so zufällig. Schön für dich, dass du als weiße, deutschePerson geboren wurdest die sich das Privileg nehmen kann, rechts zu sein. Aber dieses Privileg ist so ein Zufall. Wer weiß schon, was für eine Person du im nächsten Leben sein wirst?


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