Schubladen bewahren Persönliches und erzählen vom Leben ihrer Besitzer*innen. Grund genug, einmal genauer hinzuschauen. Eine charmant-unernste Analyse, inspiriert von Betty Einhaus(Fotos) & Finn Andorra(Text).
Schubladen fristen ein Schattendasein – im wahrsten Sinne des Wortes: Meist stecken sie in Tischen oder Schränken, darin herrscht Dunkelheit, ihren Inhalt bekommt die Außenwelt fast nie zu sehen. Schubladen sind praktische Alltagshelfer: Was nicht herumliegen soll, wird hineingeprummelt – Socken, Stifte, alte Fotos, Reißzwecken, Besteck, Maulschlüssel.
Nur selten herrscht Struktur wie in einem Besteckkasten oder einem Werkzeugschrank mit seinen Schubfächern. Meist artet das Schubladenstillleben in mehr oder weniger systematisches Chaos aus: Schubladennutzer*innen wissen vielleicht noch, in welchem Fach das Nähgarn oder die Briefumschläge verschwunden sind – doch wo genau diese Gegenstände dann liegen, davon haben die wenigsten ein klares Bild. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ergibt das organisierte Durcheinander vielleicht doch einen Sinn? Lässt sich eine Ästhetik im Alltag des Verwahrens erkennen? Dieser Frage geht Betty Einhaus mit ihrem Fotoprojekt nach.
Die Redaktion hat sich die Bilder vorgenommen und versucht zu interpretieren, wem die Schubladen gehören könnten.