Fotografie Studium in Deutschland: Alles, was du wissen musst.
Unser Ratgeber zeigt dir die besten Hochschulen, Studieninhalte, Kosten und Berufschancen. Erfahre, ob sich ein Fotografie Studium für dich lohnt und finde den passenden Studiengang für dich.
Viele leidenschaftliche junge Fotograf*innen fragen sich, ob man Fotografie studieren kann. Tatsächlich gibt es in Deutschland immer mehr staatliche und private Schulen, an denen man Fotografie studieren kann. Wenn du beruflich als Fotograf*in, Fotojournalist*in oder Bildredakteur*in arbeiten möchtest, ist ein Fotografie-Studium definitiv sinnvoll. Die Fotografie befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wandel und Umbruch. Wenn du dich in diesem Fach zwischen der Konkurrenz auf dem Markt behaupten möchtest, ist eine gute Ausbildung eine Grundvoraussetzung. In diesem Beitrag geben wir dir Ratschläge an die Hand, mit denen du den Weg zum richtigen Fotografie-Studiengang findest.
Inhalt
1. Der Weg zum richtigen Fotografie-Bachelor-Studiengang. Wie findest du heraus, welcher Studiengang zu dir passt? Tipps für eine gelungene Vorrecherche.
2. Zwischen angewandter Fotografie und Kunst. Welche Ausrichtungen haben die einzelnen Studiengänge? Und welche Besonderheiten gibt es dabei?
3. Ein Überblick über die Fotografie-Studiengänge in Deutschland. Hier siehst du die einzelnen Studienorte im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.
4. Kosten Wie viel kostet ein Fotografie-Studium eigentlich? Hier erfährst du, mit welchen Kosten-Beträgen du rechnen kannst.
5. Berufsperspektiven Was kommt nach dem Studium? Kann man davon eigentlich leben?
6. Fazit. Von der Vorrecherche zur genaueren Auswahl des Studiengangs. Hier findest du noch einmal alles auf einen Blick.
1. Der Weg zum richtigen Fotografie Bachelor-Studiengang
Zuerst solltest du dir Gedanken machen, was genau du dir von einem Fotografie-Studium erhoffst. Es gibt zahlreiche Hochschul-Studiengänge mit unterschiedlichen Ausrichtungen, wo du einen Bachelor of Arts und teilweise auch einen Master-Studiengang absolvieren kannst. Dazu kommt eine ganze Reihe an Kunstakademien, die sich dem Namen nach eher auf künstlerische Fotografie fokussieren. Ergänzt wird das durch Fotografie Studiengänge von privaten Anbietern. Dort muss man für ein Studium oder eine Berufsausbildung teilweise sogar Geld bezahlen. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist es deshalb wichtig, sich mit der einzelnen Ausrichtung der jeweiligen Fachhochschulen zu befassen.
Du kannst dir online oder in Ausstellungen die Arbeiten von den Studierenden und Bachelor-Absolvent*innen anzuschauen: Was haben sie während ihres Fotografie-Studiums fotografiert? Beschäftige dich außerdem damit, welche Möglichkeiten dir die einzelnen Ausbildungsstätten bieten. Gibt es etwa interessante Praktikums-Kooperationen oder Fördermöglichkeiten, die du während deines Studiums in Anspruch nehmen kannst?
Für genauere Nachforschungen rät Christoph Bangert, Professor an der Hochschule Hannover: «Alle Fotografie-Studiengänge bieten Mappenberatungen an. Dort kannst dich auf jeden Fall mit den Lehrenden austauschen. Wichtig ist aber auch, dass du versuchst, mit Studierenden von den einzelnen Studiengängen zu sprechen.» Denn am Ende geht es auch darum, herauszufinden, an welcher Hochschule andere Studierenden ähnliche Interessen haben wie du und zu dir passen. Christoph Bangert empfiehlt außerdem: «Du kannst auch einfach mal anfragen, ob du dich in einen Kurs im jeweiligen Studiengang testweise mit hineinsetzen kannst.»
Ein wichtiger Punkt bei der Studiengangauswahl gibt Christoph Bangert auch noch zu bedenken: «In einem größeren Fotografie-Studiengang ist die Betreuung durch Lehrpersonen deutlich schwieriger, einfach weil es so viele sind. Gleichzeitig ist es in kleineren Fotografie-Studiengängen schwieriger, Leute kennenzulernen, die du magst.» Gerade in besonders kleinen Bachelor-Studiengängen sei es manchmal ein Problem, dass sich die Leute früher oder später auch gegenseitig auf die Nerven gehen würden. Ideal ist deshalb wohl eine Größe von 30-40 Studierenden pro Jahrgang.
2. Zwischen angewandter Fotografie und Kunst. Die unterschiedlichen Ausrichtungen der Hochschulen im Studium.
Wenn du dich für journalistische Fotografie interessierst, solltest du dir auf jeden Fall den Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover anschauen. Dieser hat sich im Gegensatz zu anderen Fotografie-Studiengängen stark auf journalistische Fotografie, Multimedia und visuelles Storytelling fokussiert. Der Studiengang hieß früher «Fotojournalismus und Dokumentarfotografie», inzwischen hat man sich in Hannover aber neu ausgerichtet. Damit wollen die Verantwortlichen den Veränderungen in der Foto-Branche Rechnung tragen, aber auch dem gesellschaftlichen Umgang mit dem Medium insgesamt gerecht werden. Der Studiengang hat sich inzwischen an die Digitalisierung in der Medienwelt angepasst, mit einem «Educational Newsroom» und Seminaren wie Immersive Journalism und Digital Storytelling.
Karen Fromm, die als Professorin an der Hochschule Hannover unterrichtet, erzählt: «Wir sind jetzt sehr viel breiter aufgestellt als früher: Es geht nicht mehr allein um das Medium der Fotografie, sondern beispielsweise auch um Film und Video.» Gleichzeitig bietet der Studiengang jetzt eine stärkere Möglichkeit zur individuellen Fokussierung auf Themen neben der Fotografie, wie Digital Journalism oder Documentary Practices. In diesem Beitrag erzählen Erstsemester, warum sie sich für Hannover entschieden haben und was sie sich vom Studium erhoffen.
Neben der Hochschule Hannover gibt es ansonsten nur noch einen Studiengang, der sich so zentral auf Dokumentarfotografie fokussiert, nämlich die privat geführte Ostkreuzschule in Berlin. «Es ist eine sehr tolle Schule mit der langen dokumentarischen Tradition der Agentur Ostkreuz,» findet Christoph Bangert. Bei der Ostkreuzschule gibt es auch ein zwei Semester dauerndes Studium zum Thema Bildredaktion. Dort wird der redaktionelle Umgang mit Fotografie behandelt, es gehe laut der Ostkreuzschule viel um Bildrecherchen und die Beurteilung von Einzelbildern und Geschichten. Außerdem werde dir auch vermittelt, wie man Portfolios und Proposals beurteilt, Themen recherchiert und Fotograf*innen brieft.
Professor Christoph Bangert unterrichtete in der Vergangenheit an Studiengängen der Fachhochschule Dortmund, der Hochschule Bielefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf. Er erinnert sich: «Von den Fotografie-Studiengängen ist die FH Dortmund am breitesten aufgestellt, ähnlich ist es mit Bielefeld. In beiden Studiengängen geht es viel um angewandte Fotografie, zum Beispiel Werbefotografie, Modefotografie und Architekturfotografie.» Die Fachhochschule Dortmund habe auch eine besonders gute technische Ausstattung, besonders was die Studiofotografie betreffe. Gerade wenn du dich für Felder wie Mode- oder Werbefotografie interessierst, ist das natürlich ein Pluspunkt.
Es gibt an diesen Hochschulen auch immer wieder Phasen, wo viele Studierende in den jeweiligen Fotografie-Studiengängen das Feld der Dokumentarfotografie auf einem hohen Level betreiben. Der Unterschied zur Hochschule Hannover ist für Christoph Bangert aber: «Bei uns ist das nicht nur eine Phase. Stattdessen wird in Hannover durchgängig auf einem hohen Niveau Fotojournalismus und Dokumentarfotografie betrieben.»
Du hast aber auch noch weitere Möglichkeiten, Fotografie zu studieren – beispielsweise an der Fachhochschule Münster, an der HAW Hamburg oder der Kunstakademie Düsseldorf. «Dort studierst du allerdings Kommunikationsdesign, Mediendesign oder Visuelle Kommunikation», erzählt Christoph Bangert. Die Fotografie sei in diesen Studiengängen nur ein Feld von mehreren, die dort behandelt würden. Ähnlich ist es auch mit der Hochschule Darmstadt oder der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.
«Und dann gibt es noch Kunsthochschulen wie die Folkwang Universität in Essen oder die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig, bei denen es viel um Kunstfotografie und bildende Kunst geht,» berichtet Christoph Bangert. Seine Kollegin Karen Fromm ergänzt: «An der Folkwang Universität der Künste ist insbesondere der Master spannend. Hier haben schon einige unserer Bachelor-Studierenden im Anschluss einen Master gemacht.»
Es gibt an der Folkwang Universität der Künste einerseits den Master «M.A. Photography Studies and Research». Laut der Universität richtet er sich an alle, die «ein kritisches Nachdenken über Fotografie fasziniert.» Gleichzeitig kannst du aber auch den Master «M.A. Photography Studies and Practice» absolvieren. Dieser ist für Menschen ideal, die «die ihre Auseinandersetzung mit diesem facettenreichen Medium intensivieren wollen.» Laut der Folkwang Universität der Künste ermöglicht die Kombination und Nachbarschaft dieser beiden eigenständigen Master-Studiengänge einen «engen transdisziplinären Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft.»
3. Überblick über Fotografie-Studiengänge in Deutschland
Die Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh) listet auf ihrer Website 54 Fotografie-Studiengänge in Deutshland auf. Dabei werden nach Angaben der DGPh einerseits Hochschulen und Schulen mit eigenen Fotografie-Studiengängen und Schwerpunkten genannt. Gleichzeitig hat man dort nach eigenen Angaben auch Ausbildungsstätten einbezogen, «bei denen die Fotografie Teil eines gestalterischen bzw. künstlerischen oder auch kulturwissenschaftlichen Studiengangs ist».
Fotografie-Studiengänge mit öffentlicher Trägerschaft
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Weißensee Kunsthochschule Berlin
Fachhochschule Potsdam
Hochschule für bildende Künste Hamburg
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Hochschule Wismar
Muthesius Kunsthochschule Kiel
Hochschule für Künste Bremen
Hochschule Hannover
Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Universität Hildesheim
Fachhochschule Bielefeld
Kunsthochschule Kassel
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Kunstakademie Düsseldorf
Hochschule Düsseldorf
Fachhochschule Dortmund
Technische Universität Dortmund
Folkwang Universität der Künste
Hochschule Niederrhein
Fachhochschule Münster
Kunsthochschule für Medien Köln
Fachhochschule Aachen
Hochschule Mainz
Kunsthochschule Mainz
Universität Siegen
Hochschule für Gestaltung Offenbach
Hochschule Darmstadt
Hochschule der Bildenden Künste Saar
Hochschule Mannheim
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Hochschule Pforzheim
Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
Hochschule München
Akademie der Bildenden Künste München
Technische Hochschule Augsburg
Akademie der Bildenden Künste Nürnberg
Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
Bauhaus-Universität Weimar
Fotografie-Studiengänge mit privater Trägerschaft
University of Europe for Applied Science – Campus Berlin
SRH Berlin University of Applied Sciences
Neue Schule für Fotografie
Ostkreuzschule für Fotografie
Akademie für Fotografie gGmbH
University of Europe for Applied Sciences – Campus Hamburg
Hochschule der bildenden Künste Essen
Fotoakademie Köln
Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, Stuttgart
Lazi Akademie
4. Kosten eines Fotografie-Studiums
Die Kosten eines Fotografie-Studiums unterscheiden sich stark je nach Studienort. Generell kann man zwischen privaten und öffentlichen Ausbildungsstätten unterscheiden. An einer staatlichen Hochschule oder Kunstakademie musst du in der Regel den normalen Semesterbeitrag bezahlen. Dieser variiert je nach Bundesland in Deutschland. So müssen Studierende im Wintersemester 2024/2025 zum Beispiel an der Hochschule München 85,00 Euro im Semester zahlen, an der FH Dortmund 299,40 Euro und an der Hochschule Hannover 389,40 Euro.
Im Unterschied zu staatlichen Hochschulen musst du bei einer privaten Fotografie-Schule in der Regel mit deutlich höheren Kosten rechnen. Beim Lette Verein Berlin ist eine Ausbildung mit 95 Euro monatlich schon etwas teurer. Im Fall der Ostkreuzschule belaufen sich die Studiengebühren sogar auf bis zu 2.580 Euro pro Semester. Wenn du die für das Fotografie-Studium vorgesehenen sieben Semester dort studierst, kostet das 16.060 Euro. An der SRH Berlin University of Applied Sciences kommen sogar noch höhere Kosten auf Studierende zu. So erhebt die private Universität einen Betrag von 690 Euro im Monat für EU-Bürger*innen, hinzu kommt eine einmalige Anmeldegebühr von 750 Euro.
Professor Christoph Bangert kommt zu dem Schluss: «Eine der tollen Errungenschaften in Deutschland ist im Unterschied zu Ländern wie den USA, dass du auch an staatlichen Hochschulen eine hochwertige Ausbildung erhalten kannst, ohne dafür solche finanziellen Mittel aufbringen zu müssen.»
5. Berufsperspektiven nach dem Fotografie-Studium
Es ist kein Geheimnis, dass die Fotografie durch die Umbrüche der letzten Jahre eine härtere Branche geworden ist. Zahlreiche Verlage, Magazine und Zeitungen mussten hohe Auflagen-Verluste verzeichnen, und Publikationen wurden eingestellt. Gleichzeitig sind an vielen Stellen die Honorare für freie Fotograf*innen stagniert und wurden teilweise an immer härtere Arbeitsbedingungen verknüpft. Wer in dieser Branche überleben möchte, braucht neben einem guten Studium in jedem Fall auch ein hohes Maß an eigenem Engagement, Resilienz und Durchhaltevermögen. Deshalb ist es volkommnen berechtigt zu fragen: «Kann man davon überhaupt leben?» Je nachdem für welche Ausrichtung der Fotografie du dich entscheidest, stehen dir unterschiedliche Berufsfelder offen.
Im Jahr 2022 führten Prof. Lars Bauernschmitt und Maximilan von Lachner eine studiengangsinterne Umfrage unter Studierenden und Alumni an der Hochschule Hannover durch. Diese kam zu dem Ergebnis, dass lediglich 8,33 % der teilnehmenden Alumni nicht fotografiebezogen tätig waren. Zwei Drittel der befragten Absolvent*innen gaben an, als Fotograf*innen tätig zu sein und 16,67 % für Bildredaktionen. Insgesamt waren außerdem 41,67 % der Alumni als PR-Fotograf*innen tätig. Die befragten Absolvent*innen verdienten im Durchschnitt 36.044,35 € im Jahr. Daraus lässt sich schließen, dass die Absolvent*innen des Studiengangs Visual Journalism and Documentary Photography in der Vergangenheit sehr wohl von der Fotografie leben konnten.
Ein großer Vorteil eines Fotografie-Studiums liegt darin, dass du in der Regel nicht nur Kenntnisse in der Fotografie erwirbst, sondern lernst, dich auch in andere Fachbereiche einzuarbeiten. So erwirbst du zum Beispiel auch Fähigkeiten in den Bereichen Film, Video und im digitalen Storytelling. Dadurch stehen dir neben der klassischen Tätigkeit als Fotograf*in oder Bildredakteur*in auch Berufe in Film- und Multimedia-Produktionsfirmen sowie Galerien und Museen offen.
6. Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Fotografie-Studium in Deutschland zahlreiche Möglichkeiten bietet, um sich in diesem dynamischen und sich ständig weiterentwickelnden Feld zu positionieren. Die Vielfalt der Hochschulen und Studiengänge ermöglicht es dir, deinen individuellen Interessen und beruflichen Zielen gerecht zu werden. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, sich mit den einzelnen Studiengängen zu beschäftigen. Wichtig ist primär, dass du dir selbst klarmachst: Was interessiert dich und was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft? Je nachdem, ob du dich für Modefotografie, Pressefotografie oder künstlerische Fotografie interessierst, ist vielleicht eine bestimmte Hochschule geeigneter für dich als eine andere. Vielleicht bist du aber auch in einem der Fotografie naheliegenden Fach wie «Visuelle Kommunikation» oder «Mediendesign» gut aufgehoben. Nutze auf jeden Fall die Chance und gehe zu den Mappenberatungen der einzelnen Studiengänge. Versuche mit Studierenden dort ins Gespräch zu kommen.
Am Ende kann ein gut durchdachter Studienweg nicht nur die fachlichen Fähigkeiten stärken, sondern auch wertvolle Netzwerke schaffen, die in der kreativen Branche von großer Bedeutung für deine berufliche Zukunft sind.
Wichtig ist, dass du dir auch klarmachst, welche Kosten im Studium auf dich zukommen. An einer privaten Ausbildungsstätte musst du in der Regel mit deutlich höheren Kosten rechnen als an einer staatlichen Hochschule.