Sedimentablagerungen an LKW-Reifen am Ufer des Lake Powells, fotografiert von Jonas Kako. Seit 2022 ist der Fährverkehr zur Bullfrog Marina im nördlichen Teil des Lake Powells eingestellt: Das Anlegen ist aufgrund des tiefen Wasserstands nicht mehr möglich.

Der sterbende Fluss.

 Jonas Kakó dokumentiert die Wasserkrise entlang des Colorado Rivers.

Als Jonas Kakó nach Mexiko aufbricht, hat er eine ganz andere Geschichte im Kopf: Eigentlich möchte er mit einem Kommilitonen an einem Filmprojekt über den Lake Patzcuaro arbeiten. Doch an einem bestimmten Punkt der Arbeit merken beide Fotografen, dass sie eine Pause benötigen. Durch Zufall stößt Jonas in der New York Times auf einen Artikel über den austrocknenden Colorado River. Durch den Klimawandel und einen zu hohen Wasserverbrauch führt der Fluss immer weniger Wasser mit sich. Das Thema ist in den USA zwar recht bekannt, über die Grenzen hinaus jedoch nicht. Jonas bricht spontan in die USA auf. Es entsteht die Arbeit «Colorado – The Dying River».

Er lässt sich bei der Geschichte anfangs treiben, übernachtet in seinem Auto und findet seine Protagonist*innen durch Zufall. Als er eine Woche später die Geschichte dem Stern zeigt, ist man dort von den Bildern begeistert. Der Stern beauftragt Jonas, noch einmal gemeinsam mit einem Texter zum Colorado River zu reisen. Diesmal recherchiert der Student bereits im Vorfeld nach Kontakten. So liest er bei der Recherche zum Beispiel über die Familie VanWinkle, die sich die Kuhzucht nicht mehr leisten kann. Andere Bilder entstehen trotzdem durch reinen Zufall: Eines Tages sieht Jonas drei Männer in der Wüste. Sie tragen weiße Ganzkörper-Anzüge und Helme. Auf Jonas wirken sie surreal, wie Astronauten in einer Marslandschaft. Die Männer sind Imker. Im Gespräch mit ihnen findet Jonas heraus, dass auch für sie die Trockenheit drastische Probleme mit sich bringt.

Es ist schwierig, diese Art von ausführlichen Geschichten zu erzählen: Jonas muss einerseits aufpassen, dass seine Bilder nicht nur plakative Wetterphänomene abbilden. Andererseits ist es in der Weite der Wüste häufig schwierig, Protagonist*innen zu finden. Umgekehrt begegnen viele Menschen Jonas mit einer großen Offenheit: Einmal laden ihn Mitglieder des Navajo-Stammes sogar ein, an einer Sweatlodge-Zeremonie teilzunehmen. Das traditionelle Ritual beinhaltet gemeinsames singen, beten und schwitzen in einer Lehmhütte.

Im April 2023 wird Jonas Kakó mit der Geschichte «Colorado – The Dying River» bei World Press Photo ausgezeichnet und für den World Report Award des Festival della Fotografia Etica nominiert. Auch das Fotomagazin «Leica Photography International» veröffentlicht die Geschichte ein zweites Mal. Seine weiteren Arbeiten erschienen bereits in National Geographic, De Volkskrant, Vice und dem Weser-Kurier.

El Mayor, Mexiko, 01.12.2021

Leticia Galavis Sainz (51), vom Stamm der Cucupá, fischt in Abwässern der Landwirtschaft. Sie bilden nach der Grenze den Colorado Fluss.

Parker, Arizona, USA, 27.11.2021

Mexikanische Landarbeiter sammeln Reste von Baumwolle, während der Ernte in der Colorado River Reservation. Baumwolle hat einen hohen Wasserverbrauch und steht in der Kritik die Trockenheit zu verstärken.

San Luis Rio Colorado, Mexiko, 30.11.2021

Jesus Colunga sitzt am Ufer des ausgetrockneten Colorado Fluss nahe der US-Grenze. In seiner Jugend war er hier oft schwimmen. Nur wenige Kilometer nach der Grenze zwischen den USA und Mexiko ist vom Colorado nichts mehr zu sehen. Alles Wasser ist in Kanäle für Landwirtschaft und die Versorgung von Großstädten, wie Los Angeles und Phoenix, umgeleitet.

Glamis Dunes, Kalifornien, USA, 25.11.2021

Der All American Canal ist der größte Bewässerungskanal der Welt. Er bewältigt eine durchschnittliche Abflussmenge Wasser von 428 m³/s.

Wenden, Arizona, USA. 11.03.2022,

Alfredo Fierro  und seine Mitarbeiter, Ubaldo und José, pflegen Bienen in der Wüste. Seit mehreren Jahren müssen die Männer Wasser für die Bienen in Tränken bereitstellen. Weil es immer seltener regnet, können die Völker sonst nicht überleben.

Algodones, Mexiko, 30.11.2021

Mitarbeiter von ProNatura ersetzen ein Rohr. Das ist zur Bewässerung von Bäume notwendig. Einst war das Delta des Colorado ein florierendes Ökosystem, doch mit dem Rückgang des Wassers, verschwanden auch Pflanzen und Tiere. ProNatura betreut im Delta mehrere Renaturierungsflächen, auf denen native Baumarten gezüchtet und gepflanzt werden.

Gap, Arizona, USA, 08.03.2022,

Jeremiah Fat lebt ohne fließend Wasser auf der Navajo Indian Reservation bei Page, Arizona. Wöchentlich muss er Wasser für sich und seine Pferde an einer Trinkwasserstelle im nächsten Ort holen.

Boulder City, Nevada, USA 26.11.2021

Blick vom Hoover Damm auf Lake Mead. Sedimentablagerungen auf den Felswänden lassen den einstigen Wasserpegel erahnen.

Las Vegas, Nevada, USA 08.09.2022

Nicole Carrier arbeitet als Water Patrol Officer. Sie notiert einen Bewässerungsverstoß in ihrem Einsatzfahrzeug. Aufgrund der Trockenheit hat die Stadt Las Vegas strenge Richtlinien zum Wasserverbrauch festgelegt. Je nach Jahreszeit dürfen Privathaushalte nur limitiert bewässern. Wird zu viel bewässert, so droht ein Bußgeld

Las Vegas, Nevada, USA, 09.09.2022

Pool Party im Flamingo Hotel & Casino

Landwirt Dean VanWinkle auf einem weißen Pferd mit Lasso bei Sonnenuntergang in der Wüste von Colorado, ein Foto von Jonas Kako. Whitewater, Colorado, USA, 02.03.2022,

Dean VanWinkle, Landwirt in 5. Generation, fängt frisch geborene Kälber. Die Aufzucht von Kühen ist mit der Dürre teuer geworden. 2021 musste die Familie von Dean VanWinkle 100 ihrer Kühe frühzeitig verkaufen. Die eigenen Heufelder brachten nur etwa 60% der eigentlichen Menge ein. Der Grund: Das Wasser zur Beregnung fehlte.

Las Vegas, Nevada, USA 10.09.2022

Das Team von Leasure Lawn Inc. rollt Kunstrasen aus. Auf Grund der Trockenheit hat die Stadt Las Vegas strenge Richtlinien zum Wasserverbrauch festgelegt. So dürfen ab 2026 nur Rasenflächen bewässert werden, die der Gemeinschaft dienen. Schon heute stellen viele Privathaushalte auf Kunstrasen um.

Loma, Colorado, USA, 28.02.2022

Auf Grund der Trockenheit müssen viele Bauern ihre Kühe und Bullen frühzeitig verkaufen, oft mit Verlust. Die weitere Aufzucht mit gekauftem Heu ist in den letzten Jahren teuer, das Wasser zur  Produktion von Heu knapper geworden.

Navajo Reservation, USA

Leonard Sloan überprüft den Wasserstand eines Regenrückhaltebeckens auf dem Weideland nahe des Grand Canyons. In nur wenigen Wochen wird das Wasser von den frei grasenden Kühen und Schafen aufgebraucht sein. Dann wird er wöchentlich Wasser für seine Tiere per Lastwagen transportieren müssen.

Las Vegas, Nevada, USA

Gondelfahrt in den Kanälen des Venitian Hotel & Casino am Strip in Las Vegas. 90% des Wasserbedarfs der Stadt wird aus dem Colorado gespeist.

Las Vegas, Nevada, USA, 11.09.2022

Joe und seine Freundin René leben seit mehreren Jahren in den Fluttunneln von Las Vegas. Auf Grund der Trockenheit in der Mohave Wüste regnet es nur selten in Las Vegas. Deshalb nutzen tausende Obdachlose die Tunnel als Unterschlupf.

Arizona, USA, 08.03.2022

Der Colorado River bei Lees Ferry ist ein beliebter Startpunkt für Raftingtouren durch den Grand Canyon.

Baja California, Mexiko, 29.11.2021

Mitarbeiter der lokalen Wasserbehörde conagua reparieren ein Stauwehr am canal alimentador central bei Algodones. Der Kanal bringt Wasser vom Morelos Damm zu den umli egenden Feldern

Algodones, Mexiko, 11.2021

Der Export von Gemüse ist ein lukratives Geschäft. Auch auf mexikanischer Seite wird das Wasser des Flusses in Bewässerungskanäle umgeleitet, sodass der Fluss nur wenige Kilometer nach der Grenze versiegt.

Baja California, Mexiko, 24.03.2022

Das Colorado Delta bei San Felipe, Mexiko

El Mayor, Mexiko, 24.03.2022

Antonia Torres Gonzáles  fürchtet, dass mit dem Verschwinden des Wassers die Kultur der Cucupá verschwinden wird. Denn dadurch werden die Fischbestände kleiner. Die Menschen könnten das Dorf verlassen, um in den Städten Arbeit zu finden. Deshalb möchte Antonia Torres Gonzáles dem Schwund der Kultur entgegentreten: Sie gibt traditionelle Handwerkskunst an jüngere Generationen weiter, organisiert traditionelle Rituale und nimmt an Konferenzen teil


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