Lützerath ist «abgebaggert» – Widerstand und Besetzung zum Trotz. Samuel Bosshardt erlebte Alltag und Kampf der Aktivist*innen bis zur Räumung.
Als ich zum ersten Mal am Rand des Kohletagebaugebiets im Westen Nordrhein-Westfalens stand, hatte ich das Gefühl, ich sei auf einem anderen Planeten gelandet. Plötzlich endet die Landschaft. Bis zum Horizont ein riesiges Loch. Nur Dreck, Staub und das Quietschen unzähliger Kohlebagger. Doch inmitten dieser unglaublichen Zerstörung unserer Erde entstand der in meinen Augen schönste Ort auf der Welt. Direkt an der Kante zum Tagebau befand sich Lützerath, ein kleines Dorf, das vom Abriss bedroht war. Klimaaktivist*innen belebten das Dorf und erschufen einen lebendigen friedlichen Ort. Ein Ort, offen für alle Menschen, wo Träume und Utopien zur Realität werden konnten und Anarchie herrschte.
Trotz massiven Widerstands genehmigt die Landesregierung einen Großeinsatz der Polizei, um das Dorf zu räumen und Platz für die Kohlebagger zu machen. Viele Menschen verbarrikadierten sich in Häusern und Bäumen, um die Räumung hinauszuzögern. Die Polizei stürmte das Dorf. Nach ein paar Tagen war der Ort ein einziger Trümmerhaufen. Obwohl Lützerath für immer Geschichte sein wird, lebt es in den Herzen der Menschen weiter. Der Kampf für Klimagerechtigkeit wird nicht aufgegeben.
Seit mehreren Tagen räumt und zerstört die Polizei die Strukturen um den Tower. Eine Hebebühne holt die letzten Aktivist*innen von der Reihenhaussiedlung, die sich innen angekettet haben.