Solidarische Landwirtschaft: Wildwuchs wirkt
Die Solidarische Landwirtschaft will umweltschonende Anbaumethoden durch gemeinsame Finanzierung ermöglichen. Friedhard Neumann wollte wissen, ob das funktioniert und besuchte einen Betrieb.
Die «Wildwuchs Gemeinschaftsgärtnerei» liegt in Leveste, rund 15 km westlich von Hannover, und erstreckt sich über rund vier Hektar – eine Fläche so groß wie sechs Fußballfelder. Hier widmen sich Gärtner*innen dem biologisch-veganen Anbau. Sie kultivieren bis zu 60 verschiedene Gemüsesorten in solidarischer Landwirtschaft, dazu kommen Obstbäume und Beerensträucher.
Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) gewinnt in Deutschland an Bedeutung. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) zeigt, dass Solawi-Betriebe durch Gemeinschaft und vielfältige Anbaumethoden ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Markt- und Umweltveränderungen stärken.
Kritiker bemängeln jedoch, dass Verbraucher Ernteschwemme oder das stark saisonale Angebot als Einschränkung empfinden. Zudem werden in einigen Solawi-Betrieben Logistik, Verteilung, Kommunikation und interne Organisationsstrukturen kritisiert. Einige Experten bezweifeln die Zukunftsfähigkeit der Solidarischen Landwirtschaft. Sie argumentieren, dass Solawi-Projekte oft von Personen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund initiiert werden, was zu Herausforderungen in der Praxis führen kann.
Die Wildwuchs-Gärtner*innen lassen sich davon nicht beirren und halten an ihren Idealen fest. Der Trägerverein besteht aus Gärtner*innen und Verbraucher*innen, die sich seit seiner Gründung 2011 Verantwortung, Kosten und Risiken der landwirtschaftlichen Produktion teilen. Das Gemüse wird in selbstverwalteten Depots in und um Hannover verteilt. Im Laufe des Jahres engagieren sich die Mitglieder aktiv an der Gestaltung der Solidarischen Landwirtschaft, sei es bei Mitgliederversammlungen, auf dem Feld, in der Öffentlichkeitsarbeit oder in den Depots.