Datenjournalismus als Zukunftskompetenz.

Der Studiengang gewinnt mit Prof. Dr. Jakob Vicari einen Experten für datengetriebene Recherche und digitale Medienforensik.

Foto: Heinrich Holtgreve

Eine Kuh schluckt einen Sensor – und Journalismus nimmt eine neue Form an. Jakob Vicari liebt es, mit verrückten Experimenten die Grenzen des journalistischen Erzählens auszuloten. Ab März 2025 bringt er diese Leidenschaft als Professor für Datenjournalismus und Digitale Medienforensik in den Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover ein. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule und Pionier im Sensordatenjournalismus entwickelte bereits zahlreiche innovative Projekte: 2018 gründete er gemeinsam mit Astrid Csuraji das Innovationslabor tactile.news in Lüneburg, spezialisiert auf Dialogformate und Künstliche Intelligenz. Jetzt profitieren die Studierenden von seinen kreativen Impulsen und seiner experimentierfreudigen Praxis.

Mit Jakob Vicari baut der Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography seine Kompetenz im Bereich Datenjournalismus gezielt aus. Die Studierenden verbinden künftig visuelles Erzählen noch stärker mit datengetriebenen Methoden, indem sie innovative Formate wie interaktive Visualisierungen, KI-gestützte Bildanalysen und datenbasierte dokumentarische Projekte entwickeln und praktisch umsetzen. So werden die Studierenden gezielt auf einen Medienmarkt vorbereitet, in dem datengestützte Recherche, KI-Kompetenzen und forensische Analysefähigkeiten zu Wettbewerbsvorteilen in der journalistischen Berufspraxis werden.


Ich setze stark auf praktische Projekte, die Studierenden helfen, zukunftsorientierte journalistische Kompetenzen zu entwickeln.

Prof. Dr. Jakob Vicari

Vicari lehrt an der Hochschule Hannover auch im Studiengang Journalistik (BJO). Sein Schwerpunkt liegt auf datengestützter Recherche, KI-gestütztem Storytelling und der kritischen Analyse digitaler Inhalte. Denn «Quellenkritik ist wichtiger denn je: KI-generierte Inhalte müssen besonders kritisch geprüft werden», betont Vicari. Besonders wichtig ist ihm das gemeinsame Experimentieren mit den Studierenden – gerne auch abseits etablierter Formate. Im Sommersemester 2025 bietet er den Kurs «Maschinelle Männlichkeit» an, der untersucht, welche Bilder Künstliche Intelligenz von Männlichkeit entwirft. Im Projekt «Butterfly Diaries» entsteht ein von Studierenden entwickeltes Beobachtungssystem zur Dokumentation der Metamorphose von Schmetterlingen. Vicari setzt auf praxisnahe Projekte, die Studierenden helfen, zukunftsorientierte journalistische Kompetenzen zu entwickeln – vom KI-gestützten Storytelling bis hin zur kritischen Analyse digitaler Medienprodukte.

Künstliche Intelligenz spielt in der Lehre eine wachsende Rolle. Vicari sieht sie als «Superkraft, die wir uns aneignen müssen», warnt aber vor der zunehmenden Abhängigkeit von Tech-Konzernen. Jetzt entscheide sich, so Vicari, ob neue Tech-Monopole entstehen oder ob es gelinge, eine offene, demokratisch kontrollierte Technologie aufzubauen. Dabei sei es besonders wichtig, dass Studierende KI nicht nur anwenden, sondern auch verstehen, um sie kritisch hinterfragen zu können.

Vicaris Spezialgebiet ist der Sensordatenjournalismus – eine journalistische Praxis, bei der Sensoren eingesetzt werden, um Daten zu generieren oder zu sammeln und so Recherchen zu vertiefen. Dabei könne es sich um Live-Daten handeln, aber auch um Aufzeichnungen aus Datenloggern. Ein Beispiel dafür ist sein Projekt «Superkühe», bei dem er für den WDR 30 Tage lang drei Milchkühe auf drei verschiedenen Bauernhöfen begleitete. Jede Kuh hatte einen Sensor geschluckt, der in Echtzeit Daten aus ihrem Inneren übermittelte: Wie viel trinkt, frisst oder produziert eine Kuh tatsächlich? Die gesammelten Informationen wurden unmittelbar auf einer Webseite und über einen Chatbot veröffentlicht, mit dem Nutzer*innen direkt interagieren konnten. Ziel solcher Projekte sei es laut Vicari, «dass wir Menschen mit solchen Projekten eine ganz andere Verbindung zu unserer Umwelt und den Tieren um uns herum aufbauen können». Projekte wie «Superkühe» verdeutlichen außerdem, wie Daten neue visuelle Zugänge zu gesellschaftlichen Themen schaffen können.

KI Lab Reihe an der Fakultät III

Prof. Dr. Jakob Vicari bietet am 1. April den Workshop «Ein KI-Ideen-Telefon für die HsH» an. Hier entwickeln Teilnehmende in 90 Minuten eine KI-Hotline für kreative Geistesblitze. Die digitale Sparringspartnerin soll Ideen nicht nur speichern, sondern aktiv weiterentwickeln. Eine spielerische Einführung in die Möglichkeiten der KI für kreative Prozesse.

Die Veranstaltung ist Teil der neuen Reihe «KI Lab», in der verschiedene Studiengänge der Fakultät III Vorträge, Workshops und Diskussionen zu Potenzialen, Herausforderungen und dem gezielten Einsatz von KI anbieten. Mal praxisnah, mal theoretisch – offen für alle Studierenden, Dozierenden und Interessierten.

Dienstag, 1. April 2025, 14 Uhr – 15:30 Uhr, im Masterlabor, Expo Plaza 2, 30539 Hannover



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Hochschule Hannover
Fakultät III – Medien, Information und Design
Expo Plaza 2
D-30539 Hannover