
Am Rande des Kugelhagels. Rafael Heygster hinterfragt in seiner Arbeit «I Died 22 Times» den gesellschaftlichen Umgang mit Krieg.
Als er im Internet die neuen Bilder von Len sieht, ist der Student Rafael Heygster überrascht. Stolz posiert sein Freund darauf mit Waffen. Dabei hatten die beiden sich ein paar Jahre zuvor bei einer Exkursion nach Auschwitz kennengelernt. Len suchte dort nach Beweisen für die Ermordung seiner Großmutter. Jetzt spielt er mit seinen Kumpels Krieg. Wie passt das zusammen? Rafael hat ein neues Thema gefunden.
Teil 1: Airsoft-Spiele. Zwar möchte er keine positive Geschichte über das Kriegsspiel erzählen. Genauso wenig sollen seine Protagonisten aber als Nazis oder Rechtsextreme dargestellt werden: «Jeder von uns hat eine destruktive Seite, aber die meisten von uns verbergen sie. Diese Leute sind ehrlicher, sie stehen dazu», findet der Fotograf. Für ihn zeigen seine Bilder einen Vorgang, durch den der Krieg in unserer Gesellschaft konsumierbar gemacht wird. Denn auf den Schlachtfeldern der Airsoft-Spieler gibt es keine verstümmelten Leichen oder tote Zivilisten. Der Krieg wird zu einem spaßigen Räuber–und–Gendarmen– Spiel, der Horror verschwindet.

Der Airsoft-Spieler Len, seine Freundin Nina und der Boxer Diego sitzen auf einem Bett. Lens Urgroßmutter wurde von den Nazis im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Er sagt, dass das «Spielen» mit Airsoft-Pistolen für ihn nichts mit echtem Krieg zu tun hat.

Die Flotte des Airsoft-Spielgeländes in Brozek beinhaltet auch einen alten T55-Panzer aus Russland. Zum Spaß werden Rundfahrten für die Teilnehmer angeboten.

Der Oberstufenschüler Eddy P. und seine Freunde veranstalten ein Airsoft-Spiel. Eddy hat noch nicht häufig an solchen Spielen teilgenommen.

In einem ehemaligen Bunker auf einem Airsoft-Spielgelände sitzen die Teilnehmer am Vorabend des Spiels beisammen und hören Musik.

Der Airsoftspieler Jan – Kampfname «Knochen» – hat ein ganzes Arsenal und Airsoft-Waffen, die er unter seiner Matratze aufhebt. Je nach Detailtreue und Merkmal kosten die Waffen drei- bis vierstellige Beträge.

Eine makabre Imitation: Mit Stroh gefüllte Müllbeutel sollen Leichensäcke nachahmen. Sie sind Teil eines mehrtägigen Airsoft-Festivals in Mahlwinkel.

Zwei Zuschauerinnen betrachten beim «Familientag» einer Waffenmesse die nachgestellten Kämpfe. Die Aufführung mit Platzpatronen und Rauchgranaten involviert auch das Erschießen der Schauspieler. Nach der Aufführung stehen sie auf und verlassen die Arena lebendig.

Der heimliche Höhepunkt der «Operation Endzeit – Rollender Stahl» ist das Erscheinen einer Stripperin am letzten Abend. Bereits Tage vorher sprachen die Teilnehmer über ihren Auftritt.
Jeder von uns hat eine destruktive Seite, aber die meisten von uns verbergen sie. Diese Leute sind ehrlicher, sie stehen dazu.


Manuel K. arbeitet als Gärtner. Seit einem Jahr spielt er Airsoft, nachdem ihn ein Freund das Spiel gezeigt hatte. Er mag die Airsoft-Spiele lieber als Video-Spiele, weil man sich dabei auch in echt bewegt.

Matthias V. spielt bei einem weihnachtlichen Airsoft-Event. Er hat die Arena gemietet und organisiert «Spiele» genauso wie Workshops – basierend auf militärischer Ausbildung.

Der Schreiner Jan L. stammt aus einer Jägerfamilie und wuchs mit Waffen auf. Er ist ein Waffenmensch und kann in kürzester Zeit seine Airsoft-Waffen auseinander und wieder zusammenbauen.

Die Teilnehmer eines Airsoft–Spiels versuchen, einen Sniper mit Rauchgranaten auszuräuchern.
Teil 2: Waffenmessen. Das Thema Krieg lässt Rafael Heygster nicht mehr los. Um seine Fotoserie zu erweitern, bereist er Waffenmessen in Europa und Asien. Eines der Bilder löst dabei besonders viele Diskussionen aus: Es zeigt junge Waffenverkäufer*innen auf der IDEX in Abu Dhabi. Wie können so junge Menschen bereits mit Waffen handeln? «Das Bild zeigt für mich, dass die politischen Zusammenhänge auf der Welt häufig komplexer sind, als es auf den ersten Blick erscheint», entgegnet der Fotograf. Die Verkäufer*innen stammten aus der Ukraine, einem Land, das sich bereits seit vielen Jahren gegen Russland wehren müsse, so Rafael Heygster.
Mit der Arbeit «I died 22 times» gewinnt er eine Reihe von Preisen, sie wird unzählige Male ausgestellt. «Das Projekt half mir, meine Stimme als Fotograf zu finden», so der 32-Jährige. Seitdem kann er von redaktionellen Aufträgen leben. Häufig arbeitet er für renommierte Medien wie die ZEIT, den Stern oder den SPIEGEL. Auf lange Sicht hofft Rafael Heygster, weiterhin an tiefer gehenden Geschichten arbeiten zu können.

Angestellte eines Waffenherstellers warten für Kunden in ihrem Messestand auf der IDEX.

Ein Messebesucher betrachtet die Vorführung von Militärflugzeugen und Kriegsschiffen auf der IDEX in Abu Dhabi.

Junge Soldaten marschieren in Uniformen zur «International Defense Exhibition and Conference» (IDEX).

Geschäftsleute aus Abu Dhabi begutachten ein mit Maschinengewehren ausgestattetes Fahrzeug auf der IDEX.

Zwei Generäle sitzen gemeinsam in einem Messestand auf einer Waffenmesse in Brno.

Bei der Eröffnung der «International Defense Exhibition and Conference» (IDEX) in Abu Dhabi werden technische Neuerungen der Verteidigungsindustrie in einem 20-minütigen Spektakel aus Pyrotechnik, Schauspielern und Multimedia-Storytelling präsentiert.

Eine Militärkapelle verlässt die Bühne nach einem Auftritt bei der IDEX.
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