Kann man Fotografie studieren? Lohnt sich ein Foto-Studium? Welches ist die beste Hochschule?

Ein Überblick mit Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Fotografie-Studium.

Fotografie aus der Studien-Arbeit «Amerika» von Max Ernst Stockburger

Viele leidenschaftliche junge Fotograf*innen fragen sich, ob man Fotografie studieren kann. Tatsächlich gibt es in Deutschland immer mehr staatliche und private Schulen, an denen man Fotografie studieren kann. Wenn du beruflich als Fotograf*in, Fotojournalist*in oder Bildredakteur*in arbeiten möchtest, ist ein Fotografie-Studium definitiv sinnvoll. Die Fotografie befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wandel und Umbruch. Wenn du dich in diesem Fach zwischen der Konkurrenz auf dem Markt behaupten möchtest, ist eine gute Ausbildung eine Grundvoraussetzung. In diesem Beitrag geben wir dir Ratschläge an die Hand, mit denen du den Weg zum richtigen Fotografie-Studiengang findest. Außerdem teilen wir Erfahrungen von anderen Studierenden und geben Tipps für deine Bewerbung.

Inhalt

1. Der richtige Fotografie Studiengang. Was tun bei der Qual der Wahl? Ein Überblick über die Studienmöglichkeiten in Deutschland und Erfahrungsberichte von Studierenden

2. Die Grundvoraussetzungen. Welchen Schulabschluss brauchst du, um Fotografie studieren zu können? Ein Einblick, welche Fragen du gleich zu Beginn klären solltest.

3. Die richtige Bewerbungs-Mappe. Was sollte unbedingt in deine Mappe, was solltest du vermeiden? Tipps und Tricks zum gelungenen Portfolio.

4. Die Aufnahmeprüfung. Du bist in der engeren Auswahl – und jetzt? Mit diesen Ratschlägen überzeugst du am Prüfungs-Tag.

5. Das Fotografie Studium beginnt. Auf diese Dinge kannst du dich freuen.

6. Fazit. Von der Suche nach dem richtigen Studiengang bis zur bestandenen Aufnahme-Prüfung: Hier findest du noch einmal alles zusammengefasst!

1. Der richtige Fotografie Studiengang

Nora Schwarz dokumentierte in ihrer Studienarbeit «Nästa dörr i Rosengård» die Großwohnsiedlung Rosengård in der schwedischen Stadt Malmö.

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, um Fotografie studieren zu können. Es gibt zahlreiche Hochschul-Studiengänge mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Dazu kommt eine ganze Reihe an Kunst-Akademien, die sich dem Namen nach eher auf künstlerische Fotografie fokussieren. Ergänzt wird das durch Fotografie Studiengänge von privaten Anbietern. Dort muss man für ein Studium oder eine Berufsausbildung teilweise sogar Geld bezahlen. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist es deshalb wichtig, sich mit der einzelnen Ausrichtung der jeweiligen Hochschulen zu befassen. Du kannst dir online oder in Ausstellungen die Arbeiten von den Studierenden und Absolvent*innen anzuschauen: Was haben sie während ihres Fotografie Studiums fotografiert? Beschäftige dich außerdem damit, welche Möglichkeiten dir die einzelnen Ausbildungsstätten bieten. Gibt es beispielsweise interessante Praktikums-Kooperationen oder Fördermöglichkeiten, die du während deines Studiums in Anspruch nehmen kannst?

Wir sind jetzt sehr viel breiter aufgestellt als früher: Es geht nicht mehr allein um das Medium der Fotografie, sondern beispielsweise auch um Film und Video.

Prof. Dr. Karen Fromm


Wenn du dich für journalistische Fotografie interessierst, solltest du dir auf jeden Fall den Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover anschauen. Dieser hat sich im Gegensatz zu anderen Fotografie Studiengängen stark auf journalistische Fotografie, Multimedia und visuelles Storytelling fokussiert. Der Studiengang hieß früher «Fotojournalismus und Dokumentarfotografie», inzwischen hat man sich dort aber neu ausgerichtet. Damit wollte man den Veränderungen in der Foto-Branche, aber auch im gesellschaftlichen Umgang mit dem Medium insgesamt, gerecht werden. Prof. Dr. Karen Fromm, die in Hannover unterrichtet, erzählt: «Wir sind jetzt sehr viel breiter aufgestellt als früher: Es geht nicht mehr allein um das Medium der Fotografie, sondern beispielsweise auch um Film und Video.» Gleichzeitig bietet der Studiengang jetzt eine stärkere Möglichkeit zur individuellen Fokussierung auf Themen neben der Fotografie, wie Digital Journalism oder Documentary Practices. In diesem Beitrag erzählen Erstsemester, warum sie sich für Hannover entschieden haben und was sie sich vom Studium erhoffen.

Egzona (29), geboren und aufgewachsen in Dänemark, studiert in Kopenhagen. Sie zog nach Schweden, um mit ihrem Mann aus dem Kosovo – ihrem Heimatland – zu leben. Da es in Dänemark schwierig ist, ein dauerhaftes Visum zu erhalten, beschlossen sie, nach Malmö zu ziehen und in Rosengård zu wohnen. Das Foto stammt aus der Arbeit «Nästa dörr i Rosengård» von Nora Schwarz.


Prof. Dr. Karen Fromm ergänzt: «Hochschulen wie die Fachhochschule Dortmund und auch die Hochschule Bielefeld richten ihren Fokus auf ein sehr viel breiteres Spektrum der Fotografie als wir in Hannover. Zudem gibt es die privat geführte Ostkreuzschule in Berlin, deren Lehre sich zentral mit der dokumentarischen und künstlerischen Fotografie beschäftigt. An der Folkwang Universität der Künste ist insbesondere der Master spannend. Hier haben schon einige unserer B.A.-Studierenden im Anschluss einen Master gemacht.»

Es gibt an der Folkwang Universität einerseits den Master «M.A. Photography Studies and Research». Laut der Universität richtet er sich an alle, die «ein kritisches Nachdenken über Fotografie fasziniert.» Gleichzeitig kannst du aber auch den Master «M.A. Photography Studies and Practice» absolvieren. Dieser ist für Menschen ideal, die «die ihre Auseinandersetzung mit diesem facettenreichen Medium intensivieren wollen.» Laut der Folkwang Universität ermöglicht die Kombination und Nachbarschaft dieser beiden eigenständigen Master Studiengänge einen «engen transdisziplinären Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft.» 

Erfahrungsberichte aus unterschiedlichen Fotografie Studiengängen

Nicht alle Studierenden der Fotografie finden auf Anhieb die passende Hochschule und wechseln später zu einem anderen Studiengang, um dort ihr jeweils liebstes Genre der Fotografie studieren zu können. So besuchten Amelie, Ahmed und Hannah alle drei mehrere unterschiedlichen Ausbildungsstätten, von denen manche besser zu ihnen passten als andere.

Amelie: Vom Studiengang «Fotodesign» zu «Fotojournalismus und Dokumentarfotografie»

Amelie Sachs begann ihr Fotografie Studium an der Hochschule München und wechselte später nach Hannover, wo sie derzeit an ihrem Bachelor arbeitet. Neben ihrem Studium ist sie als freie Bildredakteurin für den STERN tätig. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der ZEIT und der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht. Ihren Entschluss, eine Mappe für ein Fotografie Studium einzureichen, fasste Amelie sehr spontan. An der Hochschule München bewarb sie sich, weil die meisten Bewerbungsfristen der anderen Hochschulen bereits abgelaufen waren.

Der Studiengang in München heißt «Fotodesign» und beschäftigt sich mit unterschiedlichen Genres der Fotografie. «Zu Beginn hatte man damals zwei Semester lang hauptsächlich Unterricht über die Grundlagen der Gestaltung, Farbenlehre, Layout und Typografie. Das hat mir Spaß gemacht,» denkt Amelie zurück. Im dritten Semester kamen dann fotografische Fächer wie Architekturfotografie, Produktfotografie und Modefotografie dazu. Dadurch wurde für Amelie deutlich, dass der Studiengang nicht ganz der richtige für sie war: «Ich habe recht schnell gemerkt, dass mir das Studium in München zu breit aufgestellt ist. Für mich war damals dann klar, dass ich mich hauptsächlich für den Bildjournalismus interessiere.» Über das Lumix-Festival stieß sie dann auf den Studiengang in Hannover. Beim Besuch des Festivals war sie davon angetan, dass ihr die Studierenden sehr freundlich begegneten. Deshalb entschloss sie sich für einen Hochschulwechsel, um in Hannover Fotografie studieren zu können.

Wenn sie auf ihr Studium in Hannover zurückblickt, kommt sie zu dem Schluss: «Mein jetziger Blick auf die Fotografie ist ganz anders als der, mit dem ich angefangen habe. Anfangs fand ich es spannend, dass man für Reportagen überall hinreist. Das tue ich immer noch, aber inzwischen will ich auch sensibler sein und meine Protagonist*innen stärker einbeziehen.» Für Amelie war es wichtig, im Studium Fotografie und Fotojournalismus mit ihren Machtdynamiken auf einer Meta-Ebene zu hinterfragen. Zum Beispiel auf den Symposien, die der Studiengang regelmäßig organisiert. Darin werden auch Fragen aus der Forschung über die Fotografie diskutiert. «Es ist toll, im Studium die Zeit und den Raum zu haben, um sich da zu finden,» erinnert Amelie sich.

Gleichzeitig begrüßt sie es sehr, dass jetzt die englische Sprache stärker Eingang in den Studiengang in Hannover findet. Sie glaubt, dass das Fotografie Studium durch das stärkere Miteinbeziehen von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe auf die Dauer profitieren könnte.

Ahmed: Internationale Fotografie Studiengänge in Europa.

Auch der ägyptische Fotojournalist Ahmed Abd El-Gawad studierte an mehreren Hochschulen. Er hatte bereits vor dem Studium mehrere Jahre für die ägyptische Zeitung Shorouk News gearbeitet. Seine Bilder waren über die Nachrichten-Agenturen AP und AFP um die ganze Welt gegangen. Im Jahr 2019 nahm er daraufhin an der internationalen Klasse der Hochschule Hannover teil. Zwei befreundete Kolleginnen hatten ihm viel Positives über das Studium erzählt. Inzwischen arbeitet Ahmed an seinem Final Diploma an der Danish School of Media and Journalism (DMJX) in Aarhus. Die DMJX bietet ein internationales Fotojournalismus-Programm an, das zwei Semester dauert und als sehr renommiert gilt. Sie ist auch eine der internationalen Partnerschulen der Hochschule Hannover, wodurch ein regelmäßiger Austausch zwischen den beiden Studiengängen entsteht.

Wenn Ahmed an seine Zeit an der Hochschule Hannover zurückdenkt, erinnert er sich: «Hannover war für mich als erster Schritt auf der Leiter sehr wichtig, es hat mir total die Augen geöffnet.» Er hörte dort zum ersten Mal den Begriff «Orientalismus», und begann zu verstehen, wie seine Kultur in den Medien immer wieder stereotypisiert wird: «Man sieht ägyptische Fotograf*innen, die gar nicht verstehen, dass sie Ägypten mit einem westlichen Blick fotografieren. Sie wissen einfach nur, dass sie Anerkennung bekommen, wenn sie auf diese Weise fotografieren.» Zwischen seinen Lehrenden und Kommiliton*innen entstand ein freundschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe. Der Klassenraum wurde dadurch für ihn zu einem sicheren Ort. Er konnte dort mit den Lehrenden auch über schlimme Erfahrungen sprechen, die er während seiner Berufslaufbahn gemacht hatte. Gleichzeit waren Kurse zu Themen wie dem Kuratieren oder der Gestaltung von Fotobüchern für Ahmed eine ganz neue Erfahrung: «Ich habe den Zugang dazu gefunden, alles auszuprobieren. Und wenn du daran scheiterst, dann probierst du es wieder.» Durch das Studium in Hannover wurde es für ihn auch möglich, direkt im Anschluss am Canon Student Development Programme teilzunehmen, wo er Kontakte zu internationalen Bildredakteur*innen knüpfen konnte.

Hannah: Fotografie an der privaten Berufsfachschule.

Hannah Aders wollte zu Beginn ihres Studiums in Berlin bleiben. Anfangs interessierte sie sich für den Studiengang «Visuelle Kommunikation» an der Universität der Künste (UdK). Sie merkte jedoch schnell, dass sie sich vor allem für die Fotografie begeisterte. Deshalb entschied sie sich schließlich für eine Berufsausbildung beim Lette Verein, einer privaten Lehranstalt in Berlin. «Die Entscheidung für den Lette Verein war vor allem pragmatisch. Er hatte in Berlin einen guten Ruf und gleichzeitig die geringsten Kosten,» erinnert Hannah sich. Die Berufsausbildung dort kostet 95 Euro im Monat. An der Ostkreuzschule hätte das Studium je nach Semester zwischen 400 und 480 Euro pro Monat gekostet.

Die Berufsausbildung am Lette Verein ist vergleichsweise verschult, man studiert dort drei Jahre lang in einer festen Klassenstruktur. Wenn man etwas nicht besteht, muss man das komplette Jahr wiederholen. Während ihrem ersten Jahr fotografierte Hannah am Lette Verein sehr viel analog, arbeitete mit Großformat und entwickelte Negative selbst. Danach gab es Fächer in den unterschiedlichen Richtungen, Hannah besuchte Kurse über Modefotografie, Still-Live-Fotografie und Porträt-Fotografie. Gleichzeitig arbeitete sie an dokumentarischen Projekten. So fotografierte sie etwa eine Arbeit über Menschen, die aus Syrien in den Libanon geflüchtet waren.

In Hannahs Entwicklung war die Vielseitigkeit damals von großem Vorteil: «Für das Alter war diese Möglichkeit so viel auszuprobieren cool. Gleichzeitig hätte ich mir mehr berufliche Perspektive gewünscht: Nach meinem Abschluss bin ich in ein extremes Loch gefallen und wusste überhaupt nicht, wohin damit.» Inzwischen habe sich das Curriculum aber noch einmal geändert: «Durch die Neuerung finde ich es spannender, man legt sich jetzt nach dem ersten Jahr auf einen Schwerpunkt fest. Dadurch muss man sich nicht mehr mit Architektur-Fotografie beschäftigen, wenn man gar nicht in dem Bereich arbeiten möchte.»

Nach ihrem Abschluss am Lette Verein absolvierte Hannah zwei Praktika in Barcelona und begann dann ihr Studium an der Hochschule Hannover. «Das war damals für mich die einzige Option, wegen der Ausrichtung auf die klassische Dokumentarfotografie. Bielefeld und Essen waren mir zu künstlerisch.» Auch wenn Hannah sich gerne härtere Editier-Prozesse wünschen würde, fühlt sie sich in Hannover sehr wohl. Eine der besonderen Erfahrungen war ihre Hospitanz als Redaktions-Fotografin bei der FAZ, mit der es eine feste Praktikums-Kooperation gibt: «Es war schön, eine feste Redaktion zu haben und daran zu wachsen.»

2. Die Grundvoraussetzungen für das Fotografie Studium

Aus der Arbeit «The international fight against Ebola» von Jonas Wresch, die sich mit dem zehnten Ebola-Ausbruch im Kongo beschäftigt.

Bevor du dich für einen Fotografie Studiengang entscheidest, solltest du dich mit den Studien-Voraussetzungen auseinanderzusetzen. Meistens brauchst du ein Abitur, ein Fachabitur oder einen gleichwertigen Schulabschluss, um dich für einen Studienplatz bewerben zu können. Auch wenn du aus Österreich oder der Schweiz kommst, ist es leicht in Deutschland Fotografie studieren zu können. «Die Hürden, um sich die Matura anerkennen zu lassen, sind sehr niedrig», weiß Professor Michael Hauri aus eigener Erfahrung: Er wuchs selbst in der Schweiz auf und studierte später an der Hochschule Hannover. In dem Fall muss dein Schulabschluss von «UNI-ASSIST» geprüft werden. Das ist ein Verein, der von den Hochschulen unter anderem gemeinsam mit dem DAAD betrieben wird. Aber selbst wenn du über kein Abitur verfügst, kannst du in manchen Studiengängen trotzdem angenommen werden – sofern bestimmte Voraussetzungen vorliegen. In dem Fall kann es sein, dass du eine überragende Eignung in der künstlerischen Aufnahme-Prüfung vorweisen musst.

Außerdem solltest du kontrollieren, welche Fotografie Studiengänge ein Vorpraktikum oder einen bestimmten Sprach-Nachweis verlangen. Wenn ein Studiengang bilingual aufgestellt ist, kann es zum Beispiel sein, dass du deine Englisch-Kenntnisse nachweisen musst. Die Sprach-Zertifikate aus deiner Schulzeit genügen in der Regel leider nicht. Wenn du diese Punkte abgehakt hast, kannst du dich im nächsten Schritt auf deine Bewerbungs-Mappe zum Fotografie Studium konzentrieren.

3. Die richtige Bewerbungs-Mappe für das Fotografie Studium

In ihrem Projekt «We Are The Granddaughter Of The Witches You Could Not Burn» fotografierte Amelie Sachs modernes Hexentum in Dänemark.

Wenn du deinen Wunsch-Studiengang gefunden hast, musst du in der Regel ein Auswahlverfahren durchlaufen. Die einzelnen Verfahren unterscheiden sich je nach Hochschule oder Kunstakademie. Meistens musst du dafür aber eine Bewerbungs-Mappe einreichen und dich danach einer Aufnahme-Prüfung stellen. Prof. Dr. Karen Fromm rät: «Der beste Weg ins Studium ist, an einer Mappenberatung teilzunehmen.» Viele Studiengänge bieten solche Termine an, in denen du mit den Lehrenden über deine Bilder sprechen kannst. Im Gespräch mit den Dozent*innen kannst du sehr gut herausfinden, welche Sicht auf Fotografie die jeweilige Hochschule hat und was sie von deiner Bewerbung erwartet.

Karen Fromm ergänzt: «Es ist auf jeden Fall zu empfehlen, in der Mappe kleinere Projekte zu einer jeweils spezifischen Thematik und mit einer einheitlichen Bildsprache zu zeigen, als eine Sammlung von Einzelbildern.» Sie hat selbst an einer Anleitung mitgewirkt, die dir bei diesem Prozess helfen kann. Darin werden die Schritte zum Erstellen einer Fotoserie erklärt – von der Themenfindung, über das Fotografieren bis hin zur Bildbearbeitung.

Es ist besser, in der Mappe kleine Projekte mit übergreifender Thematik und einheitlicher Bildsprache zu zeigen, als nur Einzelbilder.

Prof. Dr. Karen Fromm


Du solltest dir auf jeden Fall sehr genau anschauen, was die einzelnen Studiengänge von dir sehen wollen. Die Anforderungen an deine Bewerbungs-Mappe variieren häufig: Während die Lehrenden in Hannover beispielsweise auf jeden Fall dokumentarische und journalistische Projekte sehen wollen, kann das an Hochschulen in Berlin oder Hamburg ganz anders aussehen.

4. Die Aufnahmeprüfung für das Fotografie-Studium

Die Arbeit «Zeljezara» von Lasse Branding dokumentiert das Leben in der bosnischen Stadt Zenica.

Nachdem du deine Mappe abgegeben hast, entscheidet in der Regel ein Gremium aus Lehrenden, ob du zur Aufnahmeprüfung eingeladen wirst. Diese sieht je nach Hochschule oder Akademie unterschiedlich aus: Manche dieser Prüfungen dauern mehrere Tage, manche finden innerhalb eines Tages statt. Normalerweise bestehen sie aus einer oder mehreren fotografischen Aufgaben und einem persönlichen Vorstellungs-Gespräch.

Typische Fragen im Vorstellungs-Gespräch:

– Warum möchtest du Fotografie studieren?

– Weshalb solltest unbedingt du zum Fotografie Studium zugelassen werden?

– Warum hast du ein Thema auf eine bestimmte Weise fotografiert?

– Welches Projekt würdest du umsetzen, wenn du ein 10.000 Euro-Stipendium bekämst?

Weiterführende Fragen im Vorstellungs-Gespräch:

– Welches Buch hast du zuletzt gelesen oder welches möchtest du gerne lesen?

– Über welches Thema aus den Nachrichten denkst du gerade nach?

– Was würdest du tun, wenn du nicht Fotografie studieren könntest?

Wenn Fragen etwas weiter weg von der Fotografie führen, wollen die Lehrenden damit in der Regel herausfinden, womit du dich sonst beschäftigst. Das hilft ihnen, dich als Person besser kennenzulernen. Es kann natürlich sein, dass dir auch vollkommen andere Fragen gestellt werden – je nachdem für welches Fotografie Studium du dich bewirbst. Trotzdem ist es sinnvoll, wenn du dir über diese Themen schon im Voraus Gedanken machst. Wichtig ist natürlich, dass deine Antworten nicht einstudiert wirken. Solltest du davor Lampenfieber haben, ist das normal. Ein guter Tipp dafür ist, einen Stift in der Hand zu halten. Das kann dafür sorgen, dass du unbewusst entspannter wirst und weniger zitterst.

Die fotografischen Aufgaben bei der Aufnahmeprüfung können je nach Hochschule sehr stark variieren. Manchmal gibt es abstraktere Aufgaben, bei denen du ein Thema bekommst, wie: «Ich sehe was, was du nicht siehst.» Andere Aufgaben sind wiederum etwas griffiger, beispielsweise eine interessante Person zu finden und zu porträtieren. Oder eine berühmte Fotografie nachzustellen und neu zu interpretieren.

5. Das Fotografie Studium beginnt

Die Studien-Arbeit «Isaya's Dream» von François X. Klein beschäftigt sich mit der politischen und humanitären Situation im Staat Eritrea.

Das Wichtigste am Studium ist natürlich nicht die Studiengangs-Wahl und der Bewerbungs-Prozess, sondern das Fotografie studieren selbst. Wenn du die Möglichkeit erhältst, in einem Studiengang angenommen zu werden, ist das ein großes Geschenk: Es ist die Möglichkeit, dich über mehrere Jahre in deiner Bildsprache selbst zu finden. Es ist deshalb eine gute Idee, diese Zeit zu nutzen. Am besten nimmst du deine Module und Aufgaben ernst, selbst wenn sie manchmal langweilig scheinen. Aber im Laufe deines Fotografie Studiums wirst du bemerken, dass selbst diese Dinge deine fotografische Entwicklung stark prägen und bereichern werden.

Nutze unbedingt die Chance, dich während deiner Studienzeit mit deinen Kommiliton*innen auszutauschen, häufig werden sie interessante und ungekannte Perspektiven auf die Fotografie mitbringen. Dieser Austausch wird dir helfen, deinen eigenen Stil weiterzuentwickeln und die eine oder andere Frage zu beantworten. Viele Studiengänge haben außerdem eine Equipment-Ausleihe. Das ermöglicht dir, dich mit unbekannter Technik und ihren Möglichkeiten auseinanderzusetzen. So kannst du die analoge und die digitale Fotografie in ihren jeweiligen Herangehensweisen und Chancen austesten. Es wird eine wundervolle Erfahrung für dich sein, zu sehen, wie du und deine Freund*innen sich im Laufe des Studiums entwickeln werden.

6. Fazit

Für ihre Bachelor-Arbeit «Weil ich schon immer James war» begleitete Jana Mai einen jungen trans Mann.

Es kann schwer sein, in der Fülle an Fotografie Studiengängen die richtige Hochschule, Universität oder Kunstakademie zu finden. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, sich mit den einzelnen Studiengängen zu beschäftigen. Wichtig ist vor allem, dass du dir selbst klarmachst: Was interessiert dich und was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft? Je nachdem, ob du dich für Modefotografie, Pressefotografie oder künstlerische Fotografie interessiert, ist vielleicht eine Hochschule geeigneter für dich. Vielleicht bist du aber auch in einem der Fotografie naheliegen Fach wie «Visuelle Kommunikation» gut aufgehoben. Unter Umständen solltest du außerdem die Frage klären, welche Studienvoraussetzungen bestehen. An manchen Hochschulen kannst du zum Beispiel auch ohne Abitur zum Fotografie Studium zugelassen werden.

Danach kannst du entscheiden, ob du vielleicht in Dortmund, Bielefeld, München, Berlin oder Hannover am besten aufgehoben bist. Anschließend solltest du recherchieren, welche Anforderungen deine Wunsch-Hochschule an dich stellt. Gibt es bestimmte Aspekte, die du bei der Bewerbungs-Mappe unbedingt beachten solltest?

Schließlich solltest du dich auf mögliche Fragen einstellen, die bei der Aufnahme-Prüfung gestellt werden können. Wichtig ist, dass du immer gelassen bleibst und dein Bestes gibst. Damit bist du auf jeden Fall auf einem guten Weg, um Fotografie studieren zu können. Wir wünschen dir viel Erfolg auf dem Weg zum Studium!